
Österreich
Aufgewachsen am östlichen Ausläufer der österreichischen Alpen fühle ich mich seit jeher sehr stark mit der Natur verbunden. Durch die Wälder streifen, die frische Luft tief einatmen, innehalten. Fühlen. Berge erklimmen und von oben die grandiose Aussicht genießen. Einer meiner Lieblingsplätze in meiner Heimat ist der Naturpark Hohe Wand im südlichen Niederösterreich.
Wandere mit mir ein kleines Stück durch die Natur…
Die Hohe Wand macht ihrem Namen alle Ehre, denn ist sie von der Ferne betrachtet, ein Berg mit hohen, steil abfallenden Wänden. Die Spitze fehlt dem Berg allerdings, an dessen Stelle befindet sich ein von der Natur geformtes flaches Plateau. Oben angekommen, bietet sich einem ein wunderbarer Panaromablick in die weite umliegende Landschaft, welche sich unter einem erstreckt. Bei guter Sicht kann man am Horizont sogar Österreichs größten Steppensee, den Neusiedler See erkennen.


Wie gelangt man nun auf diese von Mutter Natur geformte Aussichtsplattform? Hierzu sei gesagt, dass es unzählige Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Die Hohe Wand ist in ihren vollen Länge von acht Kilometern von allen Himmelsrichtungen aus erklimmbar.
Jeweils vom Norden und vom Süden führt eine kurvige Bergstraße auf das Plateau hinauf, welche mit dem Auto befahren werden kann. Für sportlich Ambitionierte stehen unzählige Kletterrouten in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden für den Aufstieg zur Verfügung, welche von den Bergvereinen gewissenhaft gewartet werden. Wanderlustigen bieten vielfältige, gut gepflegte und beschilderte Wanderwege eine große Auswahl, das Plateau bereits vom Bergfuß aus zu erklimmen oder oben am Hochplateau einen ausgedehnten Spaziergang zu machen.
Eine Übersichtskarte des Naturparks und viele weitere Informationen findest du auf der Homepage: naturpark-hohewand.at


Heute entscheide ich mich für eine Auffahrt mit dem Auto über die alte, bereits in den 1930er Jahren erbaute Hohe Wand Straße und parke bei der ersten großen Abzweigung am Plateau. Von hier aus ist mein angepeiltes Ziel der Gasthof Postl, eine kleine und feine Wanderung von etwa einer Stunde immer mehr oder weniger an der Kante entlang. Die herbstliche Sonne scheint wärmend vom blauen Himmel, doch ist der Wind nicht zu unterschätzen, welcher hier oben oft recht frisch bläst, so auch heute, und ich ziehe meine Haube gleich mal tiefer in die Stirn.

An einem Wochentag wie heute und schon am späteren Nachmittag ist es recht ruhig in diesem Wanderparadies und ich genieße die Einsamkeit in vollen Zügen. Am Wochenende, vor allem bei Schönwetter, kann es hier schon ganz schön voll werden, denn meist zieht es viele Wiener aus der Bundeshauptstadt für einen Tagesausflug hierher.
Teilweise folge ich den gut ausgeschilderten Wanderwegen, manchmal lasse ich mich auch von den kleinen Trampelpfaden verführen, welche bis an die steile Felskante führen. Dort herrscht Frieden und Ruhe und bietet mir einen wundervollen Ort zum Innenhalten und Genießen. Den Blick in die Ferne schweifen lassen, die große Weite der sich unter mir ausbreitenden Landschaft vollständig in sich aufnehmen. Die täglichen Probleme „dort unten“ zurück lassen, das Kopfkino des Alltags abschalten und tief atmen. Träumen. Alles ist gut, es fühlt sich stimmig an. Verbundenheit mit der Natur und den hier lebenden Wesen.

Mein Spaziergang führt mich auch am Skywalk vorbei, einer Aussichtsterrasse, welche vor einigen Jahren in den Fels gebaut wurde. Oder besser gesagt, aus ihm heraus ragt. Wer schwindelfrei ist, kann sich bis an die Spitze hinaus wagen und erlebt ein Gefühl von in der Luft stehen mit einem fantastischen Ausblick. Mit ein bisschen Glück kann man sogar ambitionierte Kletterer unter bzw. neben sich beobachten, wie sie die steile Felswand erklimmen. Wenn sich wenige Besucher hier aufhalten, meist in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, lassen sich auch die hier lebenden und heimischen Gämse und Steinböcke auf den Felsvorsprüngen sehen.

Für mich persönlich ist dieses wuchtige Stahlskelett des Skywalks ein zu großer Eingriff in die Natur und fühlt sich nicht stimmig an im Einklang mit der so schönen Naturlandschaft der Hohen Wand. Daher gehe ich an ihm und am Startplatz der Paragleiter vorbei und richte meinen Fokus wieder auf den Wald, welcher sich vor mir erstreckt und mich einladend willkommen heißt.

Nach circa einer Stunde gemütlichen Gehens finde ich mich am Parkplatz des Gasthofes Postl wieder. Wer nun eine kleine Pause einlegen möchte, bevor er den Rückweg startet, der möge hier einkehren und sich stärken. Auf der Hohen Wand gibt es mehrere Gastbetriebe, welche sich mit Freude um das leibliche Wohl der Wanderer und Besucher kümmern. Viele haben jedoch nur am Wochenende geöffnet, hier lohnt es sich, sich vorher im Internet zu informieren, wenn man eine Einkehr plant. Heute setze ich mich meinen Spaziergang ohne Pause fort und mache mich zurück auf den Weg zum Auto.
TIPP:
Anreise mit dem Auto: Für die Auffahrt mit dem Auto oder Motorrad über die Hohe Wand Straße ist am Wochenende und Feiertags eine kleine Mautgebühr von 2€ (pro Auto) bzw. 1€ (pro Motorrad), sowie ein Eintritt pro Person von 2,50€ zu entrichten. (Stand Oktober 2022)
Die Straße ist sehr gut erschlossen, jedoch würde ich sie nicht für Fahranfänger empfehlen, da sie sehr steil und sehr kurvig ist. Vorsicht im Winter bei Glatteis und Schneefahrbahn.
TIPP:
Familienausflug mit Kindern: Die Hohe Wand bietet auch für Familien ein unterhaltsames Ausflugsziel. Auf dem Plateau gibt es einen Streichelzoo mit Eseln, Ziegen, Schafen, Schweinen, Kaninchen und Lamas, was eine Wanderung zu einem Erfolgserlebnis für die Kleinen werden lässt. Es werden auch Wanderungen mit den Lamas angeboten. Eine kleine Wanderung vom Streichelzoo in den Wald hinein birgt eine weitre Überraschung: hier kann man Steinböcke und Rotwild aus nächster Nähe in ihren weitläufigen naturnahen Gehegen beobachten und manchmal sogar füttern und streicheln, wenn sie Lust haben, an den Zaun zu kommen.