Spanien
Die Paella, ein würziges Reisgericht mit Gemüse und Fleisch und/oder Meeresfrüchten ist in ganz Spanien ein beliebtes Gericht und bis weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Dass es dabei sehr große regionale Unterschiede gibt, lernen wir bei einem Koch-Workshop in Valencia. Paella ist nicht gleich Paella und die Valencianer sind stolz darauf, dass „ihre“ Paella als die originale und ursprünglichste aus ganz Spanien angesehen wird.

Lerne mehr darüber und begleite uns auf eine äußerst schmackhafte und kulinarisch interessante Reise an die Ostküste Spaniens, nach Valencia.

Kulinarisches Ausflugsziel für den Besuch aus Wien

Es ist Ende Oktober und in Österreich geht der Sommer langsam zu Ende. In Valencia herrschen noch angenehme spätsommerliche Badetemperaturen, was Freunde aus Wien zum Anlass nehmen, uns in unserer neuen Heimat zu besuchen. Wir heißen Georg, einen ehemaligen Arbeitskollegen, und seine Frau Elena, sie ist ebenfalls Reisebloggerin, natürlich gerne mit ihren beiden kleinen Kindern bei uns willkommen.

Elena und Georg legen Wert darauf, auf einer Reise neben den kulturellen Highlights einer Stadt, auch die kulinarischen Besonderheiten und traditionellen Gerichte kennenzulernen. Es ist nicht schwer, herauszufinden, welches das traditionsreichste Gericht in Valencia ist. Wer mit offenen Augen und aufmerksam durch die Stadt geht, kann in vielen Schaufenstern und an Marktständen die typischen, runden Pfannen in allen Größen bestaunen. Darin wird auch heute noch, ganz nach alter Tradition, die Paella Valenciana zubereitet.

In Valencia werden verschiedene Paella-Workshops und Kochkurse angeboten. Wir entscheiden uns für jenen von Horta Viva, denn dieser findet ein Stück weit außerhalb von Valencia auf einer kleinen Farm statt. Für die Kinder ebenso wie die Erwachsenen sicher ein großartiges Erlebnis.

Am Hof von Miguel werden wir herzlich Willkommen geheißen. Die Pfannen am der Wand geben uns schon den ersten Hinweis auf die Zubereitung der Paella.
Am Hof von Miguel werden wir herzlich Willkommen geheißen. Die Pfannen am der Wand geben uns schon den ersten Hinweis auf die Zubereitung der Paella.

Anfahrt zum Paella-Workshop

Am Morgen des Workshops sind wir alle zusammen freudig aufgeregt. Nicht nur für die Kinder, auch für uns Erwachsene soll es ein unvergesslicher Tag werden 🤩

Ein Taxi bringt uns um 11 Uhr zur Farm, wo uns Miguel und seine Frau schon erwarten und ganz nach spanischer Mentalität sehr freundlich begrüßen und auf ihrem Hof herzlich willkommen heißen. Unsere kleine Kochtruppe vergrößert sich noch um eine weitere sechs-köpfige Reisegruppe aus Belgien und den Niederlanden und wir merken schon beim ersten Hallo, dass die Chemie stimmt und es ein unvergesslicher Tag werden wird.

Mehr Tipps zur Anreise entweder mit Taxi oder Bussen aus Valencia findest du im unteren Abschnitt des Beitrages.

Von Zutaten und Historischem der Paella Valenciana

Nachdem Miguel im Garten die Feuerstelle entzündet hat, auf der später unsere köstliche Paella köcheln wird, und uns mit schicken Kochschürzen ausgestattet, startet der Kochunterricht. Neugierig und voller Tatendrang lauschen wir Miguel’s Erklärungen, was eine echte Paella Valenciana ausmacht, welche Zutaten verwendet werden und erfahren auch so einiges zur Geschichte der Paella.

Wusstest du, dass die Paella in ihrem Ursprung ein „arme-Leute“-Bauerngericht ist? Im Süden Valencias verdienten sich viele Bauern mit Reisanbau ihren Unterhalt und lebten von dem, was die Natur ihnen bot. Daher kamen neben Reis noch saisonales Gemüse, Huhn, Kaninchen und ganz traditionell auch kleine Schnecken samt Häuschen in die Pfanne. Noch heute werden Paellas mit Schnecken zubereitet, aber für den Workshop geht Miguel auf Nummer sicher und lässt die kleinen Tierchen lieber am Feld als in der Pfanne 😉

Miguel erklärt uns mit Herz und Leidenschaft, wie die Paella Valenciana zubereitet wird, was sie so besonders macht und ergänzt die kurze Therorieeinheit um ein paar interessante historische Geschichten rund um das typische Reisgericht.
Miguel erklärt uns mit Herz und Leidenschaft, wie die Paella Valenciana zubereitet wird, was sie so besonders macht und ergänzt die kurze Therorieeinheit um ein paar interessante historische Geschichten rund um das typische Reisgericht.

Die Zubereitung der Paella

Nachdem wir Miguel in seinen höchst interessanten Ausführungen noch zusätzlich mit neugierigen Fragen gelöchert haben, geht es endlich an die Zubereitung. Ich mach mich an die Bohnen ran und darf sie in kleine mundgerechte Stücke zerteilen bzw. aus ihrer Schale befreien, während Elena die frischen Tomaten durch die feine Reibe passiert. Ein Kollege aus Holland bekommt die Aufgabe, exakt zwölf Fäden des kostbaren Safrans mit einer Prise Salz im Mörser zu zermahlen und anschließend in ein kleines Glas warmes Wasser zu geben, damit sich das Safran-Salz auflösen kann. Wir bereiten übrigens eine Paella für zwölf Personen zu, die Pfanne wird vermutlich riesig sein, noch haben wir sie nicht zu Gesicht bekommen. Miguel macht es spannend.

Die Zutaten für eine Paella Valenciana bestehen aus Reis, saisonalem Gemüse, Safran, Tomaten, etwas Parpikapulver und Salz zum Würzen und Hühner- und Kaninchenfleisch. Die tradionellen Schnecken lässt Miguel im Workshop lieber weg.
Die Zutaten für eine Paella Valenciana bestehen aus Reis, saisonalem Gemüse, Safran, Tomaten, etwas Parpikapulver und Salz zum Würzen und Hühner- und Kaninchenfleisch. Die tradionellen Schnecken lässt Miguel im Workshop lieber weg.
Ich widme mich den Bohnen und zerkleinere sie in mundgerechte Stücke.
(Fotocredit: © Elena Paschinger)
Ich widme mich den Bohnen und zerkleinere sie in mundgerechte Stücke. (Fotocredit: © Elena Paschinger)
Miguel zeigt Elena, wie sie am einfachsten die Tomaten fein reibt.
Miguel zeigt Elena, wie sie am einfachsten die Tomaten fein reibt.
Die Safranfäden werden mit etwas Salz im Mörser zerkleinert und anschließend in warmem Wasser aufgelöst.
Die Safranfäden werden mit etwas Salz im Mörser zerkleinert und anschließend in warmem Wasser aufgelöst.

Und ab hier kommt nun die große Pfanne zum Einsatz für unsere leckere Paella Valenciana! Erst leert Miguel jede Menge Öl in die heiße Pfanne (er hat uns zwar die Mengen genau verraten, aber ich war so fasziniert vom gesamten Workshop und der Umgebung, dass ich vergessen habe, es aufzuschreiben 😉) und erklärt uns, dass die Pfanne pingeligst genau waagrecht ausgerichtet sein muss. Jetzt darf das Fleisch langsam im Fett brutzeln und seinen Hühnchen- und Kaninchen-Geschmack an das Öl abgeben. Nach etwa 20 Minuten gesellt sich das Gemüse und das Tomatenpüree dazu, jetzt dickt die Soße schön ein. Ein schwungvoller Aufguss mit Wasser (selbstverständlich genau abgewogen), einer ordentlichen Prise Salz und der Geschmack darf in den nächsten etwa 20 Minten in die Flüssigkeit übergehen. Noch ein klein wenig Geduld und schon kommt die Hauptzutat, der Reis– natürlich angebaut in der Albufera (Valencia) – und das Safran-Wasser in die große Pfanne dazu. Jetzt noch exakt 13 Minuten den Reis köcheln und es darf serviert werden. Uns läuft das Wasser im Mund schon zusammen.

„Flavour-Transfer“ ist übrigens das Wort des Tages! In der originalen Paella Valenciana wird nämlich niemals Suppe zum Aufgießen des Reis verwendet, der Geschmack wird direkt aus dem Fleisch und Gemüse gezogen und in den Reis übertragen. Daher benötigt man auch ausreichend Geduld für die Zubereitung und die langen Kochzeiten.

Chefkoch Miguel erklärt uns, wie wichtig es ist, dass die Pfanne gerade steht, damit die Paella später nicht anbrennt.
Chefkoch Miguel erklärt uns, wie wichtig es ist, dass die Pfanne gerade steht, damit die Paella später nicht anbrennt.
Das Hühner- und Kaninchenfleisch darf lange und langsam im Öl braten, damit der Geschmack ins Öl übergeht. Wir Hilfsköche dürfen fleißig umdrehen.
Das Hühner- und Kaninchenfleisch darf lange und langsam im Öl braten, damit der Geschmack ins Öl übergeht. Wir Hilfsköche dürfen fleißig umdrehen.
Nachdem das Fleisch gar ist, gesellt sich das Gemüse in die Pfanne dazu und wird mit dem Tomatenbrei aufgegossen.
Nachdem das Fleisch gar ist, gesellt sich das Gemüse in die Pfanne dazu und wird mit dem Tomatenbrei aufgegossen.
Eine exakte Menge Wasser wird aufgegossen (in die Paella Valenciana kommt niemals Suppe!, mahnt uns Miguel)
Eine exakte Menge Wasser wird aufgegossen (in die Paella Valenciana kommt niemals Suppe!, mahnt uns Miguel)
Mit einer extra Portion Liebe rühren Elena und ich die Zutaten in der Pfanne. Daher wird sie nachher umso besser schmecken 😍
(Fotocredit: © Elena Paschinger)
Mit einer extra Portion Liebe rühren Elena und ich die Zutaten in der Pfanne. Daher wird sie nachher umso besser schmecken 😍 (Fotocredit: © Elena Paschinger)

Überbrückung der Wartezeit für Klein und Groß

Während die Großen in der Paella-Pfanne rühren, vergnügt sich Elenas und Georgs Sohnemann Liam mit den Hühnern. Er darf den gackernden Tieren nämlich den Salat und die Tomatenschalen verfüttern. Ein Freudenfest für Liam als auch die Hühner 😉

Die Hühner des Hausherren freuen sich, dass Liam sie mit den Salatresten und Tomatenschalen füttert. Beide haben sichtlich Freude daran  😊
Die Hühner des Hausherren freuen sich, dass Liam sie mit den Salatresten und Tomatenschalen füttert. Beide haben sichtlich Freude daran 😊

Um die Wartezeit zu überbrücken, während die Paella ruhig vor sich hin köchelt, serviert uns Miguel köstliche Tapas. Alles regionale Produkte, welche aus kontrolliertem Anbau stammen und Miguel über seinen Online-Shop www.mercathortaviva.com vertreibt und auch Ab-Hof gekauft werden kann. Am Tisch stehen leckere gewürzte Oliven, Knäckebrot mit Tomatenaufstrich und Safranaufstrich, wunderbar!

Während die Paella köchelt, serviert Miguel regionale und teilweise sogar hausgemachte Tapas. Neben Oliven gibt es auch Brot mit Tomaten- und Safranaufstrich. 
(Fotocredit: © Elena Paschinger)
Während die Paella köchelt, serviert Miguel regionale und teilweise sogar hausgemachte Tapas. Neben Oliven gibt es auch Brot mit Tomaten- und Safranaufstrich. (Fotocredit: © Elena Paschinger)

Mahlzeit! Die Paella wird serviert

Endlich ist es soweit! Elegant balanciert Miguel die überdimensional große Pfanne zu unserem Tisch. Unsere Augen glitzern und die Mägen knurren. Aber noch einmal heißt uns der Chefkoch warten… erst noch zehn Minuten ziehen lassen, damit sich der Geschmack voll entfalten kann. Uns kommt es wie eine Ewigkeit vor 😉

Unser Glanzstück wird an den Tisch gebracht: wir sind stolz auf unsere original Paella Valenciana 💗
Unser Glanzstück wird an den Tisch gebracht: wir sind stolz auf unsere original Paella Valenciana 💗

Mmmmhhhh…. Eine kulinarische Geschmacksexplosion am Gaumen. Unsere Paella ist ausgezeichnet gelungen. Mit so viel Liebe zubereitet, ein Traum! Serviert bekommen wir ein Gläschen spanischen Wein oder wer möchte, gerne auch ein Bier. Beim Essen erzählt uns Miguel, dass er sich erst bei Tisch so richtig entspannen kann, denn bei der Paella über dem Feuer kann so vieles schief gehen und ihn bei jedem Workshop der Nervenkitzel begleitet.

Als Nachspeise werden uns der ebenso typische Turron (Nougat mit Mandeln, Honig und Zucker) serviert und aus dem eigenen Garten frisch gepflückt kleine rote Früchte, deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, aber lieblich süß nach Apfel schmecken.

Nach zwei Stunden Vorbereitungszeit dürfen wir unsere Paella Valenciana nun probieren. Mmmmhhhh, ein Gedicht! 
(Fotocredit: © Elena Paschinger)
Nach zwei Stunden Vorbereitungszeit dürfen wir unsere Paella Valenciana nun probieren. Mmmmhhhh, ein Gedicht! (Fotocredit: © Elena Paschinger)

Meine Empfehlung

Ein unvergessliches Erlebnis für die Kleinen ebenso wie für die Erwachsenen! Miguel kocht mit viel Liebe und teilt sein Wissen mit Leidenschaft. Als Valencianer kennt er die Geschichten aus der Region und legt viel Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Alle Zutaten unserer Paella stammen aus dem hauseigenen Gartenanbau und das schmeckt man. Ein sehr authentisches Erlebnis, das ich zu 100% weiter empfehlen möchte, der Preis von 55 € pro Person ist es defintiv wert. Wir hatten sehr viel Spaß an diesem Tag bei Miguel auf der Farm und nehmen viele schöne Erinnerungen mit nach Hause.

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Praktische Tipps

TIPP:
Buchung des Workshops:
Am besten vorab per Email buchen. Es gibt zwar auch verschiedene Plattformen, zum Beispiel Aviator aus Amerika, über die man den Workshop von Miguel kaufen kann, doch werden hier zusätzliche Kosten fällig. Am einfachsten reserviert man direkt bei Miguel per Email über seine Homepage www.hortaviva.net. Miguel ist sehr aufmerksam und gibt auch gerne telefonisch Auskunft. Neben Spanisch spricht er auch fließend Englisch.

TIPP:
Anreise mit dem Linienbus:
Die Farm von Miguel liegt ein klein wenig außerhalb im Süden Valencia, ist öffentlich jedoch gut angebunden. Von der Estació Nord fährt man etwa 45 Minuten mit dem Bus bis zum Plaza de la iglesia in Forn d’Alcedo. Miguel holt einen dort gerne ab und man spaziert noch etwa 10 Minuten einen idyllischen Weg durch die umliegende Landwirtschaft.
Anreise mit dem Taxi: Alternativ dazu kann die Anreise auch mit dem Taxi erfolgen, die Fahrt dauert hierbei nur 10 Minuten von der Estació Nord und kostet etwa 12 Euro (Stand Oktober 2022).

TIPP:
Reisen mit Kindern in Valencia:
Elena hat auf ihrem Blog Creativelena.com einen wunderbaren Bericht über ihren Familienausflug nach Valencia geschrieben. Dort findest du viele hilfreiche Tipps über das Reisen mit kleinen Kindern und noch vieles mehr rund ums Thema Unterwegs.

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