Es gibt Tage, an denen man am Besten nicht aufgestanden wäre. Heute ist so ein Tag. Doch hat jedes Erlebnis auch seine guten Seiten und so ist nicht nur ein köstlicher Apfelstrudel nach original österreichischem Rezept in Argentinien entstanden, sondern darf ich auch einen entspannten Abend im Park bei fröhlicher Live-Musik erleben.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Österreichischer Apfelstrudel in Argentinien

Aufgewacht bin ich heute Morgen mit dem Plan, wieder stundenlang die schönsten Seiten von Buenos Aires zu erkunden. Aber es kommt alles anders… Was dachtet ihr denn?! 😉

Den Vormittag verbringen Luciano und ich damit, ein Stück Österreich in die argentinische Küche zu holen. Es ist an der Zeit, meinen Teil unsres kulinarischen Deals einzulösen und ich überlege eisern, ob ich überhaupt noch einen Strudelteig ziehen kann… But, don’t think, just do! Und er schmeckt schließlich wunderbar, wie daheim! Und Luciano ist ebenso begeistert! Er liebt es neue Rezepte zu lernen.

Ausziehen des Teiges für den Apfelstrudel
Die Frage, die seit jeher die Gesellschaft spaltet: Apfelstrudel mit oder ohne Rosinen? Wir probieren beide Varianten zum Verkosten.
Die Frage, die seit jeher die Gesellschaft spaltet: Apfelstrudel mit oder ohne Rosinen? Wir probieren beide Varianten zum Verkosten.
Österreichischer Apfelstrudel mit Schlagobers, hausgemacht in Argentinien - ein kulinarisches Gedicht!
Österreichischer Apfelstrudel mit Schlagobers, hausgemacht in Argentinien - ein kulinarisches Gedicht!

Irrfahrt im Bus (eben nicht) zum Kunsthandwerksmarkt in San Telmo

Etwas unter Zeitdruck mache ich mich um 15 Uhr noch auf den Weg zu einem angeblich tollen Antiquitäten- und Kunsthandwerksmarkt in San Telmo, der jeden Sonntag stattfindet. Kurz im Reiseführer die Anfahrt recherchiert und schon bin ich unterwegs. Doch in der Hektik passiert mir schon das nächste Hoppala, denn ich nehme den Bus in die falsche Richtung. Ich nenne dem Fahrer zur Sicherheit noch mein Ziel, er antwortet irgendwas für mich unverständliches und winkt mich zum Münzautomaten weiter. Na gut, vielleicht fährt er eine zusätzliche Schleife und anschließend zum Markt. Jeden Meter, den der Linienbus in die falsche Richtung fährt und offensichtlich keine wie von mit erwartete Schleife zieht, verschwindet meine gute Laune. Nach 20 Minuten steige ich mit wutverzerrtem Gesichtsausdruck irgendwo am anderen Stadtende aus und gehe zur gegenüberliegenden Haltestelle. Meinen Ärger mir nicht anmerken lassend, frage ich den Busfahrer in der anderen Richtung, ob er denn zum Markt fährt. Nein…?! Ich war nicht nur in der falschen Richtung sondern sogar mit dem falschen Bus unterwegs?! Na toll, da der Markt bald schließt kann ich das wohl vergessen. Schade. Ich ärgere mich grün und blau, sowohl über den Busfahrer als auch über mich selbst, und fahre alternativ nochmals zum naheliegenden Friedhof La Ricoleta, auf dem Evita begraben liegt. Naja, etwas ernüchternd im Vergleich mit dem Markt, aber bitte… Enttäuscht mache ich mich auf den Heimweg, es reicht mir für diesen Nachmittag.

Stimmungsaufhellende Musik im Park

Mit langem Gesicht schlendere ich durch die Gegend und komme an einen Park vorbei, wo man jemandem singen hört, ein Konzert?! Eigentlich interessiert es mich nicht mehr… Oder doch…?! Na, ein kurzer Blick kann nicht schaden…

Und weil es so wunderbar ist und mich die wunderbar klingenden Melodien sofort in ihren Bann ziehen, wird aus einem kurzen Blick schließlich eine ganze Weile. Auf einer kleinen Wiese mitten in diesem Park sitzen die Menschen entspannt im Gras und lauschen der Musik. Ich geselle mich zu ihnen und meine Stimmung wird augenblicklich wieder freudiger. Es ist wunderschön an diesem kleinen Fleckchen Erde. Die Zeit vergeht offenbar schneller als ich wahr nehme, denn die Sonne verliert langsam an Kraft und neigt sich gegen den Horizont. Ein schöner Tagesausklang.

Eine kleine Lektion durfte ich heute lernen:
Sich seiner schlechten Laune zu ergeben und einzuigeln, ist nicht von Vorteil, denn in selbiger Zeit könnte man wunderschöne Dinge im Leben verpassen. Wenn man mit offenen Augen und offenem Herzen durch das Leben geht, darf man auch all die kleinen, aber feinen Schönheiten auf seinem Lebensweg entdecken. Das ist schließlich der Grund meiner Reise: offen zu sein, neue Dinge zu entdecken, nette Menschen kennen zu lernen und eben einfach zu leben! Das haben wir in unserer mitteleuropäischen Kultur oftmals leider verlernt. Im stressigen, schnelllebigen Alltag vergessen wir, auf uns selbst zu achten und das Leben auch zu genießen. Hier in Argentinien aber tun das die Menschen. Buenos Aires ist mit 15 Millionen Einwohnern um einiges größer als Wien und man erwartet sich, dass es daher auch umso hektischer zugeht. Aber es ist genau gegensätzlich. Hier nehmen sich die Leute Zeit zum entspannen, ihnen ist die Lebensqualität wichtiger als Karriere und Geld.

Mit diesen Worten und diesem Foto möchte ich euch zuhause ein klein wenig von dem südländischen, freudvollen Lebensgeist schicken! Enjoy life!

lauschige Musik im Park Buenos Aires

TIPP:
Auf meinen Reisen durch Südamerika durfte ich feststellen, dass die Latinos nicht gerne zugeben, wenn sie etwas nicht wissen. Nur sehr selten begegnet man jemanden, der einem offen sagt, dass er die Frage leider nicht beantworten kann. Bei der Frage nach dem richtigen Weg, schicken sie einen dann in die Richtung, wo sie vermuten, dass es die richtige ist. So wirklich kann man auf Auskünfte leider nie vertrauen, also lieber immer doppelt absichern.