Italien
Wer träumt nicht davon, sie einmal im Leben zu besuchen: Venedig – die Stadt der Liebe in Bella Italia.
Diesmal habe ich mir etwas ganz Besonders heraus gesucht und erkunde die Lagunenstadt mit dem Kajak. Die Perspektive vom Wasser aus eröffnet völlig neue Einblicke auf die so bekannte Stadt und die Geschichten des Guides lassen mich in eine völlig andere Zeit entschweben, als Venedig noch jung und eine aufblühende Handelsstadt war.
Inhalt
Anreise nach Venedig
Die im Wasser erbaute Lagunenstadt ist über zwei Seiten zu erreichen: entweder über den Landweg von der Stadt Mestre aus oder mit einer Fähre von Punta Sabbioni. Da Venedig vor allem im Sommer von Tagestouristen überrollt wird, empfehle ich, die Stadt am Besten in der Vor- oder Nachsaison zu besuchen.
Über den Landweg
Die Anreise mit dem eigenen Auto ist tatsächlich nur dann zu empfehlen, wenn Venedig als Zwischenstopp auf der Weiterfahrt eingeplant ist, denn in der Stadt selbst gibt es keinen Straßenverkehr und das Auto ist somit nicht notwendig. Parkplätze sind dementsprechend rar und extrem teuer.
Venedig ist über die Brücke Ponte della Libertá mit dem Festland und der Stadt Mestre verbunden und unmittelbar nach der Brücke gibt es Parkhäuser zu unverschämt hohen Parkgebühren, zudem sind diese in der Hochsaison meist sehr früh am Tag ausgebucht. Eine günstigere Möglichkeit bieten Parkhäuser in Mestre, zB. am Bahnhof und die Weiterfahrt in die Lagunenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wie dem Bus oder Zug, die Fahrtdauer beträgt etwa 15 Minuten.
Venedig hat einen eigenen Bahnhof (Venezia Santa Lucia) und verfügt über ausgezeichnete internationale Anbindungen in viele europäische Städte. Eine Anreise mit dem Zug lohnt sich.
Mit der Fähre
Ein Besuch in der Lagunenstadt lässt sich herrlich mit einem entspannenden Urlaub an den langgezogenen Sandstränden an der Adriaküste verbinden. Am Lido di Jesolo findet man Unterkünfte für jeden Geschmack: Camping oder Hotel, Bungalows oder Apartment, Selbstversoger oder All Inclusive. Von hier aus starten auch die Fähren nach Venedig.
Von Punta Sabbioni aus legen regelmäßig Fähren für die Überfahrt nach Venedig ab, genau genommen sind es Linienschifffahrten, welche regelmäßig (in der Hochsaison im 30 Minuten-Takt) übersetzen. Eine der beiden Linien fährt direkt Venedig an, die andere steuert zuvor noch die Inseln Murano und Burano an.
Tickets bekommt man vor Ort an der Anlegestelle, viele Unterkunftgeber bieten jedoch auch den Verkauf von Tickets an und können zudem Auskunft über die eventuell erforderliche Busverbindung nach Punta Sabbioni geben.
Vor der Anlegestelle gibt es einen großen bewachten Parkplatz zum Abstellen des eigenen Fahrzeuges.
Acht zu geben ist darauf, dass die letzte Fähre um etwa 23 Uhr (Stand 2021) von Venedig nach Punta Sabbioni ablegt. Die letzte Busfahrt des Tages Richtung Jesolo wartet auf die Ankunft der Fähre und deren Gäste.
Vor der Anlegestelle gibt es einen großen bewachten Parkplatz zum Abstellen des eigenen Fahrzeuges.
Fortbewegung in der Lagunenstadt
In der Stadt selbst gibt es keinen Autoverkehr, was durch die vielen Kanäle, welche Venedig prägen, gar nicht möglich wäre. Am Schönsten ist es, Venedig zu Fuß zu erkunden, denn so kann man sich auch abseits der Haupttouristenströme in die kleinen Seitengassen verlieren und die wunderbare Architektur der Stadt bewundern.
Eine weitere praktische wie auch faszinierende Fortbewegungsart ist zu Wasser, entweder mit einem der regelmäßig zirkulierenden Linienschiffe (hier gibt es auch Tageskarten für die uneingeschränkte Nutzung aller Linien) oder per Wassertaxi. Die Linienschiffe steuern auch die sehenswerte Friedhofsinsel sowie die Inseln Murano, bekannt für seine Glasbläserkünste und Burano, bekannt für sein Web- und Spitzenstickkunst, an.
TIPP:
Verbinde deinen Venedig-Besuch mit ein paar erholsamen Tagen am Meer. Am Lido di Jesolo findet man eine große Auswahl an Unterkünften, die meisten bieten einen direkten Strandzugang an, und von hier aus lässt sich ein Tagesausflug in die Lagunenstadt sehr einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren.
Spaziergang durch Venedig
Meine Kajaktour startet erst um 20 Uhr abends, somit habe ich noch Zeit für einen kleinen Rundgang durch die mir schon so bekannte Stadt.
Zur Hochsaison in Pandemiezeiten
Es ist Anfang August, eigentlich Hochsaison und die Stadt sollte erfahrungsgemäß überfüllt sein aufgrund der hohen Anzahl an Tagestouristen. Zu viele strömen Jahr für Jahr herein, erzählen die Venezianer. Die Politik denkt seit Jahren bereits darüber nach, Eintritt für Tagestouristen zu verlangen um so den Touristenstrom regulieren zu können, umgesetzt wurde bis dato noch nichts.
Heuer spürt man jedoch die Auswirkungen der Pandemie. Es ist verhältnismäßig wenig los in der historischen Lagunenstadt, die asiatischen Touristen bleiben noch aus, auch amerikanische trifft man wenige an. Augenscheinlich strömen hauptsächlich Europäer in die Gegend, die genauso wie ich, die Gelegenheit nutzen möchten, die so nahe gelegene, schöne Stadt in vollen Zügen auskosten zu können. Später erfahre ich, dass die Buchungslage in Venedig selbst allerdings bereits wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie angelangt und die Unterkünfte vollends ausgebucht sind. Die Venezianer sind damit sehr zufrieden, eine gute Buchungslage, aber keine Überfüllung der Stadt an Tagestouristen. Auch ich genieße es.
Bekannte Sehenswürdigkeiten
Sämtliche berühmten Sehenswürdigkeiten in Venedig an einem Tag anzusteuern ist möglich, in der Hochsaison allerdings nur mit äußerst detaillierter Vorplanung. Aufgrund der hohen Anzahl an Touristen werden die Eintrittskarten seit einigen Jahren streng limitiert. Möchte man sich die historischen Gebäude von innen ansehen, sollte man sich das Ticket schon online Tage oder Wochen vorher sichern, um zu einem vorgegebenen Zeitfenster eintreten zu dürfen.
Aber über die berühmten Sehenswürdigkeiten wie Markusdom, Campanile, Dogenpalast, Rialtobrücke, Canale Grande, usw. möchte in meiner Geschichte hier nicht all zu viel verlieren. Informationsmaterial hierzu findest du genügend nach nur kurzer Recherche im Internet.
Ich begnüge mich heute damit, gemütlich durch die Straßen zu bummeln, hie und da bei einem Schaufenster Halt zu machen und die typisch venezianischen Souvenirs, wie zB. venezianische Masken oder Schmuck aus Murano-Glas zu betrachten.
Es ist aktuell 16:40 Uhr und ich wundere mich, dass die üblicherweise unendlich lange Warteschlange vor dem Markusdom nur etwa 30 Personen umfasst. Meine Freude ist riesig und ich stell mich natürlich gleich hinten an. Dass der Dom um 17 Uhr seine Pforten schließt, soll ich erst am Eingang nach 20-minütiger Wartezeit erfahren, aber ich darf als letzte Besucherin des Tages noch durch die Kontrolle schlüpfen. Kontrolliert wird übrigens gemäß Pandemiegesetz ein 3G-Nachweis, Eintritt nur mit Mund-Nasen-Schutz (Stand August 2021).
Venedigs versteckte Schönheit
Von seiner schönsten Seite zeigt sich Venedig, meiner Meinung nach, abseits der breiten Touristenpfade. Biegt man in eine der kleinen Seitengassen ein und folgt ihr bis ans Ende, wird man sich irgendwann in dem dichten Netz an hübschen Gässchen und kleinen Kanälen verlieren.
Lass dich darauf ein, flaniere ohne Ziel durch die versteckten Wege und genieße die prachtvolle Architektur der Häuserfassaden, der kleinen Brücken über die Kanäle und beobachte die Einheimischen wie sie sich in ihren Motorboten geschmeidig auf den engen Wasserstraßen fortbewegen. Entdecke die faszinierenden Details aus dem Alltag der Venezianer, wie eine Wassergarage neben dem Hauseingang, die frisch gewaschene Wäsche, welche zwischen den Fassaden aufgespannt zum Trocknen in der warmen Sommerluft hängt, die bunten und herrlich duftenden Geranien auf den Balkonen und Fensterbänken.
TIPP:
Die kleinen, heimeligen Restaurants findet man abseits der großen Touristenpfade. Gutes Essen mit typisch italienischen Gerichten wie Pizza und Pasta, begleitet von einem guten Glas Rotwein oder fruchtigem Aperol-Sprizz, gibt es überall, man kann sich gar nicht „falsch“ entscheiden. Die kleineren Lokale bieten ausgezeichnete Küche zu meist etwas niedrigeren Preisen.
Kajaktour bei Nacht
Schon seit Kindestagen an verbrachten meine Eltern mit mir die alljährlichen Sommerferien auf einem netten kleinen Campingplatz am Lido di Jesolo, Venedigbesuche inbegriffen. Doch heute möchte ich die Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennen lernen und habe eine geführte Kajaktour gebucht.
Den Werbeflyer habe ich gestern am Campingplatz entdeckt und mich spontan für die Nachttour entschieden, aus einem Impuls heraus mal etwas Neues zu sehen.
Es gibt in Venedig mehrere Anbieter geführter Kajaktouren, ich habe mich für die Real Venetian Kajak entschieden und bin nun unterwegs zu deren Standort im nördlichen Stadtteil von Venedig. Gebucht hatte ich das Ticket schon gestern online über deren Internetseite. Die Plätze sind mit bis zu sechs Personen begrenzt, verspricht also eine kleine, feine Tour zu werden. Mit 100 € pro Person für 100 Minuten Nacht-Tour zwar nicht ganz billig, aber es soll sich lohnen!
Das Büro befindet sich am Ende einer der kleinen venezianischen Gassen, welche im Kanal münden, ich bin begeistert vom Ambiente. Wir sind eine kleine Gruppe von fünf Personen, außer mir hat sich noch eine vierköpfige Familie angemeldet. Unser Guide spricht perfekt englisch und kommt richtig sympathisch rüber. Man spürt, er liebt seinen Job!
Die Tour startet vor der „Haustüre“ in einem ruhigen Seitenkanal und wir dürfen uns erstmal mit unserem neuen Fortbewegungsmittel vertraut machen und ein wenig auf und ab paddeln. Die Angst davor plötzlich umzukippen, ist unbegründet, unsere Kajaks sind sehr breit und stabil gebaut, selbst größere Wellen von vorbei fahrenden Motorbooten lassen sie nur sanft schaukeln.
Unser Guide steigt als letzter in sein Kajak und schon geht es los. Aufgeregt bin ich schon ein wenig, das muss ich zugeben. Im Kajak durch Venedig? Bei all dem starken Schiffsverkehr auf den Kanälen? Und dann auch noch raus aufs Meer?
„Just relax and enjoy“, motiviert uns unser Guide und wir paddeln erst noch sehr unbeholfen, dann schon etwas sicherer hinter ihm her. Er führt unsere kleine Gruppe gekonnt durch die engen Kanäle der Lagunenstadt, auf den großen Canale Grande dürften wir mit unseren Kajaks nicht. Dafür bekommen wir einen wunderschönen Eindruck des alten, historischen Venedig.
Unser Guide hält immer wieder an, um uns Geschichten über die Stadt und den jeweiligen Ort oder das vor uns stehende Gebäude zu erzählen. Manche mit historischen Fakten belegt, manche aus der jahrtausendalten Gerüchteküche gegriffen, und allesamt wahnsinnig fesselnd wieder gegeben. Es ist ein Ausflug nach Venedig der besonderen Art!
Meine Kajak-Nacht-Tour endet um 22:00 Uhr, jetzt muss ich mich sputen, wenn ich noch die letzte Fähre erwischen möchte, die von Venedig ablegt. Abends wird es ruhig in der Lagunenstadt, die meisten Tagestouristen haben die Stadt bereits verlassen und ich ertappe mich dabei, noch gerne länger hier bleiben zu wollen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Auf dem Weg zum Markuplatz husche ich quer durch die verwundenen Gassen. Mich umgarnt der Charme der Stadt so sehr, dass ich immer wieder stehen bleibe um das märchenhafte Ambiente voll in mir aufzunehmen.