Wer längere Zeit auf Reisen ist, kennt das Thema bestimmt. Oft trägt man Sachen bei sich, die man eigentlich gar nicht mehr benötigt oder man nimmt sich aus den besuchten Ländern kleine Andenken mit. Das Reisegepäck wird laufend größer und irgendwann kommt der Moment, an dem man ein paar Dinge gerne nach Hause schicken möchte. Andere Länder, andere Sitten – so auch die Erfahrung auf dem Postamt.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Hat schon mal jemand versucht ein Paket international zu verschicken? Mich würde interessieren ob das in Österreich auch so kompliziert ist…

Hier in Chile wird meine Geduld mächtig auf die Probe gestellt. In Südamerika drehen sich die Uhren ja generell langsamer als in Österreich und man braucht viel Zeit zum Einkaufen an der Kassa, für Auskünfte und vielem mehr. Doch auf der Post ist es wie Zuhause: hier läuft die Uhr nochmal einen Tick langsamer.

Mit meinem Paket, gefüllt mit allerlei Dingen die ich nach Hause schicken möchte, im Arm betrete ich gestern also die Poststelle. Das Glück dürfte auf meiner Seite sein, denn es warten nur fünf Personen vor mir. Es gibt Tage an denen die Schlange mit zwanzig Leuten bis an die Türe reicht. Aber dass auch fünf Personen lange warten, weiß ich mittlerweile und zücke mein eBook aus der Tasche. Praktisch 😊

Etwa zwanzig bis dreißig Minuten später bin ich an der Reihe. Ich wuchte mein Paket auf den Tresen und sage stolz in perfektem Spanisch „ein Paket nach Europa bitte“ Die Dame hinter dem Pult lächelt mich an und erklärt mir, sie müsse den Karton öffnen und den Inhalt kontrollieren. Das bringt mich schon gleich an die Grenzen meiner Spanischkenntnisse, wir benötigen nun Gestiken zur Verständigung.

Und nun beginnt die Prozedur „Paket versenden“. Die Dame hinter dem roten Correos Chile-Schalter sieht sich die Dinge in meiner Kiste genau an und gibt mir ein Pump-Mückenspray zurück. Das darf ich nicht versenden, warum kann ich mit meinem Spanisch nicht in Erfahrung bringen. Dann wird mein Paket in aller Ruhe zugeklebt. Einen Streifen Klebeband neben dem anderen. Bis nicht mal mehr ein Käfer rein oder aus raus könnte. Seit ich an der Reihe bin sind nun etwa acht Minuten vergangen.

Als nächster Schritt: die Anschrift. Sorgfältig hab ich sie auf das Paket geschrieben, die Dame tippt sie nun in den Computer. Warum das drei Minuten benötigt bleibt mir wohl für immer verschlossen. Schließlich gibt sie mir freundlich zu verstehen, sie benötige noch meine Heimatadresse. Jetzt kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Nachdem ich ihr sage es ist dieselbe, sieht sie mich verwundert an 😅 Erst nach meiner Erklärung, dass das ein Paket an mich selbst sei lacht auch sie. Ein weiteres Tippen in den Computer und ich darf endlich bezahlen. Mittlerweile dauert meine Auftragsannahme schon 15 Minuten.

In Erwartung meiner Rechnung bleibe ich geduldig, denn die Dame verschwindet auf einmal im Nebenraum. Was denn noch?! Eine Minute später kommt sie mit den Computerausdrucken zurück und stempelt acht (!) Zettel. Zwei Ausdrucke in vierfacher Kopie. Und ich muss auch alle acht signieren, pffff…! Noch ein bisschen Geduld… langsam fange ich an, die Prozedur amüsant zu finden. Ich frage mich, was mich wohl noch alles erwartet. Die Zettel werden nun paarweise von der Dame zusammen geklammert, schön langsam eines nach dem anderen. Ein Paar verschwindet in einer durchsichtigen Folie und wird als mein Adressat auf mein Paket geklebt und ein Paar erhalte ich. Was mit den anderen beiden Duplikaten passiert, weiß ich nicht. Endlich.

Nach etwa zwanzig Minuten sagt mir die Dame freundlich „Goodbye“ und ich verlasse die Poststelle mit einem Grinsen 😊

Die Dame ist stets freundlich und gut gelaunt, lässt sich durch nichts stressen und erledigt gewissenhaft ihre Arbeit. Anfangs etwas ungeduldig wurde es für mich bald sehr amüsant, ihr bei der Arbeit zuzusehen. Mit welch Ruhe sie meinen Auftrag erledigt hat, obwohl die Schlange hinter mir wächst und wächst.

Was lerne ich dabei?

Man darf das Leben einfach mal mit Humor nehmen und vor allem: sich nicht stressen zu lassen! 😃

TIPP:
Wenn du ein internationales Paket von Chile aus versenden willst, dann bring es geöffnet zum Postamt, denn es wird immer der Inhalt kontrolliert. Zudem wird in einer Liste sämtlicher Inhalt mit einem ungefähren Wert angeführt, das sürfte für den Zoll relevant sein.

Beachte auch, dass keine Flüssigkeiten versendet werden dürfen!