Wer in Ushuaia urlaubt, darf sich eine Bootsfahrt auf dem Beagle Kanal nicht entgehen lassen. Die Fahrt verspricht ein landschaftlich faszinierendes Bild und einen sehr nahen Blick auf die Meeresbewohner wie Seelöwen, Robben, Kormorane, Möwen und natürlich putzige Pinguine.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Eine Bootsfahrt zu Pinguinen und Seelöwen

Über meinen Gastgeber Lucas lerne ich meine erste Reisebekanntschaft kennen: Lena kommt aus Deutschland und ist insgesamt sechs Monate in Südamerika unterwegs. Auch sie reist mit Rucksack und genießt die Freiheit des allein Reisenden.

Heute wollen wir gemeinsam etwas unternehmen und buchen an einem der vielen kleinen Verkaufsstände an der Hafenpromenade eine Bootstour am Beagle Kanal. Die Erwartungen sind hoch gesteckt, denn die unzähligen Werbeplakate versprechen ein fünfstündiges einzigartiges Erlebnis, bei dem wir viele Meeresbewohner aus nächster Nähe zu sehen bekommen sollen.

Das Boot legt gemächlich ab und der frische Wind pfeift uns bereits um die Ohren, sodass wir sofort die Haube tiefer über die Ohren und den Schal bis über die Nasenspitze höher ziehen. Ein Blick zurück über das Schiffsheck offenbart uns ein beeindruckendes Panorama: An der Küste des Kanals breitet sich Ushuaia im fahlen trüben Licht aus, das bald Regen verspricht und dahinter recken sich die mächtigen, schneebedeckten Gipfel des Gletschers Martial in den wolkenbehangenen Himmel.

Herrlicher Blick auf Ushuaia und den wolkenverhangenen Gletscher Martial.
Herrlicher Blick auf Ushuaia und den wolkenverhangenen Gletscher Martial.

Von Seelöwen und Komoranen bewohnte Inseln

Unsere Fahrt wird ständig begleitet vom frischen Fahrtwind, der uns auch immer wieder ins warme Innere des Bootes flüchten lässt. Rechter Hand blicken wir in weiter Ferne auf die chilenische Insel Navarino, auf der linken Seite begleitet uns die Küstenfront des argentinischen Teils der großen Insel Feuerland Isla Grande de Tierra del Fuego, denn die Grenze zwischen Argentinien und Chile verläuft genau mittig im Beagle Kanal. Jetzt kommen langsam die ersten kleinen Inseln in Sicht und wir stürmen im Strom mit den anderen Fahrgästen wieder hinaus auf das Freideck. Auf den kleinen, inselartigen Erhebungen suhlen sich unzählige Robben und Seelöwen auf den Felsen und Kormorane und Möwen kreisen mit kräftigen Flügelschlägen umher. Ein beeindrucken Schauspiel, das sich mal links und mal rechts von unserem Boot wiederholt.

Auf den kleinen felsigen Inseln ranken sich die Seelöwen, während unzählige Kormorane sich neben ihnen niederlassen.
Auf den kleinen felsigen Inseln ranken sich die Seelöwen, während unzählige Kormorane sich neben ihnen niederlassen.
Die Seelöwen lassen sich von unserem, nahe an ihnen vorbei rauschenden Boot nicht stören.
Die Seelöwen lassen sich von unserem, nahe an ihnen vorbei rauschenden Boot nicht stören.

Pinguine am Wendepunkt beim Leuchtturm Les Éclaireurs

Das spektakulärste Erlebnis erwartet uns allerdings am Wendepunkt unserer Tour, dem Leuchtturm Faro Les Éclaireurs. Plötzlich finden sich Lena und ich in einem regelrechten Menschenandrang an der rechten Bordseite wieder, man hat den Eindruck das Schiff würde sich unter dem geballten Gewicht der Fahrgäste neigen. Schon von Weitem sind die niedlichen Pinguine am kiesigen Strand der Insel zu sehen. Unser Boot legt knirschend für eine 15-minütige Pause am Strand an, aussteigen dürfen wir zum Schutz der Pinguine allerdings nicht. Also beobachten wir fasziniert die putzigen schwarz-weißen Kerle, wie sie den Strand entlang watscheln und neugierig unser Boot in Augenschein nehmen. Immer wieder ist ein entzücktes Ohh, Ahhh, look there aus der sich über die Reling hängende Menschenmasse zu hören. Ein faszinierendes Schauspiel!

Vor dem Leuchtturm Les Éclaireurs wendet unser Boot und steuert die Insel der Pinguine an.
Vor dem Leuchtturm Les Éclaireurs wendet unser Boot und steuert die Insel der Pinguine an.
Unser Boot legt unweit neben einem anderen Ausflugsboot an der Insel an.
Unser Boot legt unweit neben einem anderen Ausflugsboot an der Insel an.
Es macht den Eindruck, als würden die putzigen Kerlchen nur auf unsere Ankunft gewartet haben.
Es macht den Eindruck, als würden die putzigen Kerlchen nur auf unsere Ankunft gewartet haben.
Es ist unterhaltsam, die kleinen Kerle in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten.
Es ist unterhaltsam, die kleinen Kerle in ihrem natürlichen Umfeld zu beobachten.
Manch einer kann seine Neugierde nicht zurück halten und schaut neugierig zu uns herauf.
Manch einer kann seine Neugierde nicht zurück halten und schaut neugierig zu uns herauf.

TIPP:
Ein Ausflug auf den Beagle Kanal ist ein Muss, wenn man in Ushuaia unterwegs ist. An der Hafenpromenade bieten viele Unternehmen Bootstouren an, die kurzfristig gebucht werden können und allesamt ähnliche Preise verlangen. Meine Empfehlung ist, eine große Tour bis zum Leuchtturm zu buchen, welche circa fünf Stunden dauert. Nur auf dieser großen Tour gelangt man bis zur Insel, an der das Schiff anlegt und man die Pinguine aus nächster Nähe beobachten kann.
Je nach Wetterlage sollte unbedingt auf warme, wind- und regenfeste Kleidung geachtet werden! Auf dem Kanal wird es sehr frisch, auch im Hochsommer!

Neue Sichtweisen am Ende der Welt

Am Rückweg zu meiner Unterkunft macht sich Müdigkeit breit, aber noch ist mir nicht nach schlafen. Ich tippe aus Langeweile in meinem Telefon und entdecke all die Fotos von meiner Familie und meinen Freunden, welche ich mir mitgenommen habe falls ich Heimweh bekomme. Acht Tage bin ich nun in diesem mir fremden Land unterwegs und noch verspüre ich kein Heimweh, noch ist alles zu aufregend. Ich sehe mir mir all die Fotos von Zuhause an, zu jedem fällt mir eine schöne Geschichte ein. Und ich spüre eine Vertrautheit, zu jedem einzelnen. Hier in der Ferne, in dem Bewusstsein euch alle erst wieder in sieben Wochen zu sehen, merke ich wie unglaublich wichtig ihr mir seit. Ich bin raus aus dem Alltag, raus aus dem Hamsterrad und beginne, die Dinge mit anderen Augen zu betrachten. Es ist ein schönes Gefühl! Genau danach habe ich mich gesehnt…