Mir bleibt nun nur mehr ein knapper Tag, um die Großstadt Santiago de Chile zu erkunden. Im Reiseführer werde ich auf eine Free-Guided Citytour aufmerksam und entscheide spontan, mich dieser vierstündigen Tour anzuschließen. Es soll eine der besten Stadtführungen meines bisherigen Reisealltags werden.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Santiago ist eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern und ich habe einen halben Tag Zeit sie zu erkunden, nicht viel.

Mein Lonely Planet-Reiseführer weist auf eine kostenlose Stadtführung hin, welche vier Stunden dauern soll. Ich bin ein wenig skeptisch, denn oft sind Dinge, welche nichts kosten auch nicht sehr qualitativ. Doch ich werde mein Glück versuchen und spaziere gegen Mittag zum Startpunkt.

Die Tour startet pünktlich am angegebenen Treffpunkt mitten im Zentrum von Santiago. Schon nach zehn Minuten werde ich meines Vorurteils eines Besseren belehrt, denn die Tour stellt sich als absolutes Highlight heraus! Die vier Stunden quer durch das Stadtzentrum von Santiago sind sehr informativ und unterhaltsam. Unser Reiseleiter arbeitet auf Basis von Trinkgeld, hinter ihm steht jedoch eine Agentur, welche auch mit diesen Einnahmen finanziert wird.

Treffpunkt im Zentrum von Santiago zur Free-Guided Tour. Unser Tourführer ist im roten Shirt sofort erkennbar.
Treffpunkt im Zentrum von Santiago zur Free-Guided Tour. Unser Tourführer ist im roten Shirt sofort erkennbar.

Franco, unser Guide, ist Chilene und berichtet uns sehr spannend und unterhaltsam über die Geschichte der Stadt, die Kultur, die Ess- und Trinkgewohnheiten und vieles mehr. Wir bekommen auch sehr viele Insidertipps, also wenn man mehrere Tage in Santiago weilt, lohnt sich die Tour am ersten Tag jedenfalls. Und man sollte Zettel und Stift für die vielen Geheimtipps nicht vergessen 😉

Vorbei geht es an vielen kulturell wertvollen Gebäuden. Franco liefert uns dazu interessante Geschichten.
Vorbei geht es an vielen kulturell wertvollen Gebäuden. Franco liefert uns dazu interessante Geschichten.
Der Palacio de La Moneda ist natürlich ein Pflichtprogramm auf der Tour. Die einstige Münzprägeanstalt beherbergt heute den Amtssitz des chilenischen Präsidenten.
Der Palacio de La Moneda ist natürlich ein Pflichtprogramm auf der Tour. Die einstige Münzprägeanstalt beherbergt heute den Amtssitz des chilenischen Präsidenten.
Immer wieder machen wir kurzen Halt und Franco, unser Guide, bemüht sich um Sitzplätze im Schatten für uns, um mit seinen Erzählungen um die Stadt fortzufahren.
Immer wieder machen wir kurzen Halt und Franco, unser Guide, bemüht sich um Sitzplätze im Schatten für uns, um mit seinen Erzählungen um die Stadt fortzufahren.
Franco führt uns auch durch einige Stadtviertel, in denen es sowohl kulturell Interessantes als auch nette Lokale gibt.
Franco führt uns auch durch einige Stadtviertel, in denen es sowohl kulturell Interessantes als auch nette Lokale gibt.
Zwischendurch flüstert uns Franco immer wieder einen Insider-Tipp zu, wo es gutes und günstiges Essen gibt.
Zwischendurch flüstert uns Franco immer wieder einen Insider-Tipp zu, wo es gutes und günstiges Essen gibt.
Anhand der Speisekarte erklärt unser Reiseführer die typischen chilenischen Gerichte aus der Hauptstadt.
Anhand der Speisekarte erklärt unser Reiseführer die typischen chilenischen Gerichte aus der Hauptstadt.

Mit einem deutschen Mädel, sie ist gleich alt wie ich, schließe ich schnell Freundschaft. Schade, dass ich nur einen Tag hier bin, ich denke, wir hätten gute Freunde werden können. Nach der Führung schlendern wir noch ein wenig auf eigene Faust durch die Stadt und probieren abschließend einen der Geheimtipps von Franco für gutes Essen gleich aus und sind überwältigt.

Auch wenn sie sich in Chile nicht sehr viel Mühe geben, das Essen schön anzurichten, aber es schmeckt einfach herrlich!!! Auf der Karte lachen mich viele frische Fische an und ich lasse mir meine gebratene Brasse schmecken, Schwertfisch war leider aus. Köstlich! Und dazu einen letzten Pisco Sour 🍸😎

Crowdy. In den Einkaufsstraßen tummeln sich ebenso Touristen wie Einheimische.
Crowdy. In den Einkaufsstraßen tummeln sich ebenso Touristen wie Einheimische.
Unterhaltsame Ampel: der Countdown zeigt die Sekunden bis zum  nächsten Farbwechsel. Bei Rot steht das Männchen, bei Grün geht es gemütlich und in den letzten 10 Sekunden beginnt es zu laufen.
Unterhaltsame Ampel: der Countdown zeigt die Sekunden bis zum nächsten Farbwechsel. Bei Rot steht das Männchen, bei Grün geht es gemütlich und in den letzten 10 Sekunden beginnt es zu laufen.
Kathrin lässt sich von einem deutschen Backpackertouristen das Glück der Runen lesen. Viele Langzeitreisende finanzieren sich ihre Reisen durch den Verkauf von Handgefertigtem auf der Straße. Das Gesetz toleriert es in vielen südamerikanischen Ländern.
Kathrin lässt sich von einem deutschen Backpackertouristen das Glück der Runen lesen. Viele Langzeitreisende finanzieren sich ihre Reisen durch den Verkauf von Handgefertigtem auf der Straße. Das Gesetz toleriert es in vielen südamerikanischen Ländern.

Wir tauschen viele Geschichten aus, denn Kathrin war vier Monate in Mittelamerika unterwegs und hatte auch so einige Erlebnisse mit Bandenkämpfen und Militärpräsenz z.b. in Honduras auf Lager. Sie berichtet von dem unglaublichen Gefühl, mitten in der Nacht von Schüssen auf der Straße geweckt zu werden. Unvorstellbar!

Es war ein netter Abend und ein informativer Tag, den wir mit einem kreativen Eisgenuß wie Orange-Ingwer oder Schokolade-Pfeffer ausklingen lassen. Ein weiterer Geheimtipp von Franco. Chile ist angeblich weltweit das Land mit den höchsten Eis-Konsum.

Santiago (1)

TIPP:
Meine erste Erfahrung mit der Free-Guided Tour in Santiago hat sich auf meinen nächsten Reisen wiederholt bestätigt. In vielen Städten werden inzwischen Free-Guided Touren angeboten, meist erkennt man sie am roten Regenschrim, oder einer anderen Farbe.

Oft ist es ratsam, vor allem in der Hochsaison, sich vorab online anzumelden. Bezahlt wird vor Ort nach der Tour nach eigenem Ermessen.

Die Jungs und Mädels sind meist Einheimische, welche sich ausgesprochen gut in der Stadt auskennen und jede Menge Geschichten aus dem Alltag zu erzählen wissen, welche auf Standard-Stadtführungen nicht erwähnt werden. Zudem bekommt man Ausgeh- und Restauranttipps zu Lokalen, wo oftmals tatsächlich nur die Einheimischen sich aufhalten, abseits der Touristenströme.

Für mich inzwischen ein Fixpunkt auf jedem City-Trip! 100% Empfehlung meinerseits!