Spanien
Barcelona! Wer kennt sie nicht, diese weltweit bekannte und florierende Stadt, welche ein breitgefächertes Kulturangebot bietet und sich der größten architektonischen Meisterwerke ihrer rühmt. Unsere Reisroute von Österreich nach Valencia, unserer neuen Wahlheimat, führt uns auch an Barcelona vorbei und wir beschließen kurzerhand, hier zwei Tage zu verbringen – um zu rasten und die Schönheiten der Stadt zu erkunden.

So viele Geschichten rund um die Kultur und Architektur der Stadt sind mir schon zu Ohren gekommen. „Barcelona ist so unglaublich schön, da musst du mal hin!“ schwärmen meine Freunde, welche schon das Vergnügen hatten, die zweitgrößte Stadt Spaniens zu besuchen. Mit bleibt nur ein Tag für einen Ausflug, also überlege ich mir gut, was ich sehen möchte und natürlich entscheide ich mich für das wohl berühmteste Bauwerk in Barcelona: die Sagrada Familia! Das bis heute unvollendete Kirchengebäude soll mächtig imposant sein und so steigert sich meine Neugierde ins Unermessliche.

Die Sagrada Familia, das bis heute unvollendete Meisterwerk, deren Errichtung sich zeitlebens der spanische Architekt Antonio Gaudí gewidmet hat.
Die Sagrada Familia, das bis heute unvollendete Meisterwerk, deren Errichtung sich zeitlebens der spanische Architekt Antonio Gaudí gewidmet hat.

Ticket-Reservierung

Ende Mai zählt zwar noch zur Vorsaison, dennoch empfiehlt es sich, die Eintrittskarten schon vorab online zu kaufen. Auf deren offizieller Homepage gibt es verschiedene Packages ab 26€ (im Jahr 2022) zur Auswahl, im günstigsten Angebot ist der Eintritt mit Audioguide in verschiedenen Sprachen (auch in Deutsch) enthalten, möchte man auch einen der Türme erklimmen, kostet dies 36€. Weiters gibt es noch Packages mit geführten Touren, doch ich entscheide mich für die einfachste und günstigste Version und bestelle einen Eintritt mit Audioguide für 17:15 Uhr, die Termine können viertelstündlich ausgewählt werden.

Der Bestellprozess funktioniert reibungslos und nur wenige Minuten später erhalte ich ein Bestätigungsemail, in dem auch die weiteren Schritte erläutert werden. Ich werde angewiesen, mir die offizielle App der Sagrada Familia auf mein Smartphone zu laden und schon habe ich mein digitales Eintrittsticket und den Audioguide auf meinem Telefon.

TIPP:
Da man den Audioguide über das eigene Smartphone hört, empfiehlt es sich, eigene Kopfhörer dabei zu haben als auch das Telefon voll aufzuladen. Meine Kopfhörer verbinden sich via Bluetooth und da die Tour zwischen 30 und 60 Minuten dauert (je nach eigenem Interesse) und dabei die App aktiv ist, man vielleicht auch noch mit selbigen Gerät Fotos macht, verbraucht es einiges an Strom. Eine Powerbank inkl. Ladekabel dabei zu haben ist eventuell auch ratsam.

Eintritt

Mit großer Neugierde und voller Vorfreude stehe ich nun vor dem Eingang zur Sagrada Familia und warte darauf, dass man mich einlässt. Die Security vor dem Portal ist sehr genau und lässt Besucher erst 15 Minuten vor der gewählten Uhrzeit ein, vermutlich ein Relikt aus Pandemiezeiten, das sich meiner Meinung jedoch bewährt, denn so gibt es keine langen Wartezeiten vor dem Eingang und nach nur wenigen Minuten stehe vor dem großen Portal der imposanten Kirche.

TIPP:
Da es sich um ein katholisches Kirchenbauwerk handelt, wird von den Besuchern auch dementsprechender Respekt und eine angemessene Kleiderordnung beim Betreten verlangt. Es heißt, Knie und Schultern sollen bedeckt sein, doch wird es nicht so streng gesehen. Der heurigen Mode entsprechend, wird zB ein bauchfreies Top mit Spaghettiträgern akzeptiert, bei noch freizügiger Mode muss etwas übergeworfen werden.

Dieses Outfit wird als angemessen akzeptiert, die Kopfbekleidung muss selbstverständlich beim Eintritt abgenommen werden.
Dieses Outfit wird als angemessen akzeptiert, die Kopfbekleidung muss selbstverständlich beim Eintritt abgenommen werden.

Gaudís Meisterwerk

Mit seinen ungewöhnlichen architektonischen Strukturen hat der spanische Architekt Antoni Gaudí große Bekanntheit erlangt. Sein größtes und bedeutendstes Werk ist wohl die Sagrada Familia, deren Errichtung er sein ganzes Leben gewidmet hat. 1882 wurde der erste Grundstein des Gebäudes gesetzt und bis heute ist es unvollendet. Da Gaudí wusste, dass er die Vollendung nicht mehr erleben würde, hinterließ er genaueste Anweisungen in Form von Plänen und Modellen, damit seine Nachfolger die einzigartige Kirche nach seinen Vorstellungen fertig stellen können. Zum 100. Todestag Gaudís im Jahre 2026 soll das Bauwerk vollendet sein, dieses Ziel wird aus heutiger Sicht jedoch kaum mehr erreichbar sein. Die meisten Verzögerungen entstehen aufgrund fehlender finanzieller Mittel.

Auf diesem kleinen Modell ist der aktuelle Baufortschritt gut erkennbar. Die grauen Elemente sind bereits fertig gestellt, die hellen warten noch auf ihre Errichtung.
Auf diesem kleinen Modell ist der aktuelle Baufortschritt gut erkennbar. Die grauen Elemente sind bereits fertig gestellt, die hellen warten noch auf ihre Errichtung.
Gaudí legte mehr Wert auf Modelle als auf Planskizzen und ließ sämtliche Bauteile  als Modell entwerfen. So waren die Konstruktionen leichter erkennbar und umsetzbar.
Gaudí legte mehr Wert auf Modelle als auf Planskizzen und ließ sämtliche Bauteile als Modell entwerfen. So waren die Konstruktionen leichter erkennbar und umsetzbar.

Schon von außen versetzt einen das Gebäude in Staunen, die reich verzierten Fassaden erzählen den Lebensweg Jesus. Jede der drei Hauptfassaden, die Geburtsfassade, die Passionsfassade und die Glorienfassade, beschreibt einen seiner Lebensabschnitte mit unbeschreiblich detaillierten Ausführungen und Statuen. Gaudí hat die Geschichten über den Schöpfer, seine Jünger und die Heiligen nach außen an die Fassaden verlegt, daher findet man im Inneren kaum Bilder wie in anderen Gottesbauwerken üblich.

Das Gebäude wird nach seiner Fertigstellung 18 Türme aufweisen, wovon 12 den Aposteln gewidmet sind und sich an den drei Fassaden befinden. In der Mitte werden weitere sechs Türme in den Himmel ragen, vier den Evangelisten gewidmet und die beiden mittig angeordneten Maria und Jesus, wobei jener des Jesus der höchste und bedeutendste ist. Ein großes Kreuz soll den Turm zieren.

Alles in Gaudís architektonischem Entwurf folgt einer Symmetrie oder gewissen Regeln der Mathematik und Vielfachem. Zudem ist der höchste Turm so geplant, dass seine Höhe nicht die umliegenden Berge überragt, denn Gaudí war es wichtig, dass ein von Menschenhand erschaffenes Bauwerk nicht größer ist als Gottes Werk.

Die Geburtsfassade stellt den aktuellen Eingang zur Kathedrale dar und ist die einzige Fassade, welche noch zu Gaudís Lebzeiten fertig gestellt wurde. Diese Fassade symbolisiert die Geburt Jesus und stand für Gaudi für das Leben sowie die Schöpfung selbst.
Die Geburtsfassade stellt den aktuellen Eingang zur Kathedrale dar und ist die einzige Fassade, welche noch zu Gaudís Lebzeiten fertig gestellt wurde. Diese Fassade symbolisiert die Geburt Jesus und stand für Gaudi für das Leben sowie die Schöpfung selbst.
Die Passionsfassade wird von sechs mächtigen Säulen getragen, an dessen Spitze ein großes Kreuz mit Dornenkrone thornt. Die Fassade zeigt in drei Bibelszenen die grausamen Ereignisse des Leidens und Sterbens Jesu.
Die Passionsfassade wird von sechs mächtigen Säulen getragen, an dessen Spitze ein großes Kreuz mit Dornenkrone thornt. Die Fassade zeigt in drei Bibelszenen die grausamen Ereignisse des Leidens und Sterbens Jesu.

Betritt man dann das Innere der Kirche, blendet einen die außergewöhnliche Schönheit der Architektur. Der einzigartige Stil des spanischen Architekten ist sofort sichtbar und staunend dreht man sich im Kreise um die Gesamtheit des faszinierenden Eindruckes zu erfassen. Der erste Blick zieht mich nach oben zu der hoch aufragenden Decke, welche sich auf schlanken Säulen stützt. Gaudí nennt dies „den Wald“, denn die hohen Säulen verzweigen sich oben in kleinere und ermöglichen so einen sehr hohen Raum ohne massive Gewölbestrukturen. Es wirkt groß, geräumig und leicht, man kann es durchaus nachempfinden, dass man sich hier in einem Wald befinden mag. Gaudí hat sich die Natur zum Vorbild für seine Entwürfe genommen, was sich in seiner besonderen Architektur einzigartig wieder spiegelt.

Der Innenraum des Bauwerks ist hoch und freizügig gestaltet. Die schlanken Säulen verästeln sich nach oben hin immer feiner und bilden eine Art Baumkrone aus. Gaudí ließ sich stark von der Natur inspirieren und möchte dem Besucher vermitteln, sich in einem Wald zu befinden.
Der Innenraum des Bauwerks ist hoch und freizügig gestaltet. Die schlanken Säulen verästeln sich nach oben hin immer feiner und bilden eine Art Baumkrone aus. Gaudí ließ sich stark von der Natur inspirieren und möchte dem Besucher vermitteln, sich in einem Wald zu befinden.
Nicht nur die unglaubliche Höhe der schlanken Säulen, sondern auch die fein gestalteten Ornamente an der Decke versetzen mich in Staunen.
Nicht nur die unglaubliche Höhe der schlanken Säulen, sondern auch die fein gestalteten Ornamente an der Decke versetzen mich in Staunen.

Ein weiteres besonderes Element sind die bunten Fensterverglasungen, welche den Innenraum in strahlend leuchtenden Farben erhellt. Gaudí legte großen Wert auf hochwertige Materialien, so entschied er sich hier für venezianisches Glas. Vor allem, wenn die Sonne am Tage scheint, erstrahlt der hohe Innenraum der Kirche in schimmernden Rot-, Grün- und Blautönen und macht einen Besuch der Kathedrale zu einem faszinierenden Spektakel, welches einem noch lange in Erinnerung bleiben soll.

Die spezielle Färbung der venezianischen Glasfenster lässt den Innenraum in strahlend bunten Farben leuchten.
Die spezielle Färbung der venezianischen Glasfenster lässt den Innenraum in strahlend bunten Farben leuchten.
Die Farben wurden von Gaudí bewusst gewählt, so leuchtet eine Fassade in Blau- und Grüntönen, während die andere in Rot- und Orangetönen den Innenraum erhellt.
Die Farben wurden von Gaudí bewusst gewählt, so leuchtet eine Fassade in Blau- und Grüntönen, während die andere in Rot- und Orangetönen den Innenraum erhellt.

Museum

Mit dem Eintrittsticket erhält man auch Zugang zum angeschlossenen Museum. Hier erfahrt man viel Interessantes zur Geschichte dieses einzigartigen Gebäudes und zum Leben und Wirken des Architekten Antonio Gaudí, der sein Leben der Errichtung dieses Prunkbauwerks verschrieben hatte. Zudem sind die Modelle ausgestellt, anhand welcher die Bauteile der Kirche errichtet wurden und sich immer noch imBau befinden. Ich kanns es nur empfehlen, auch einen kleinen Rundgang durch das Museum zu machen.