Kaum in unserer neuen Heimat Valencia (Spanien) eingelebt, zieht es uns schon hinaus in die Natur, um neue schöne Plätze zu entdecken. Kennst du das Gefühl, wenn man in einer neuen Umgebung ankommt und die Neugierde sich ins Unermessliche steigert? 🤩 Es gibt so viel Schönes, das ausgekundschaftet werden möchte!

Heute machen wir uns auf den Weg nach Viver, einer kleinen Stadt im Landesinneren, welche auch Viver de las Aguas, zu Deutsch: Viver – Stadt der Wasser, genannt wird. Wir lesen von Wasserfällen, einem herrlich grünen Park und einem mittelalterlichem, ja teilweise sogar romanischen Ortskern – das möchten wir uns genauer ansehen.

Anfahrt

Nach nur 60 Fahrminuten über die Autobahn A23 erreichen wir das kleine Städtchen Viver, welches im Landesinneren in der Provinz Castellón in der Region Valencia liegt, eingebettet in sanfter Hügellandschaft. Auch von der Autobahn aus haben wir einen tollen Ausblick auf die wunderschöne, großteils grüne Landschaft, welche meinem Gefühl nach viel zu schnell an uns vorbei zieht. Vielleicht nehmen wir das nächste Mal lieber die Bundesstraße. Es zeigen sich uns kleine, saftig grüne Wälder, langgezogene Weinanbaugebiete, Obstplantagen und Olivenhaine – die Natur glänzt in ihrer Vielfältigkeit. Grund dafür ist, sagt man, das wasserreiche Gebiet, denn rund um die Gemeinde entspringen 50 Wasserquellen in den Hügeln.

An der nördlichen Stadteinfahrt heißt man uns hier willkommen. Bis ins Stadtzentrum fährt man noch einige Minuten.
An der nördlichen Stadteinfahrt heißt man uns hier willkommen. Bis ins Stadtzentrum fährt man noch einige Minuten.

Unser Ziel ist der Ortskern (Casco antiguo) und ein Spaziergang im Parque La Floresta, welcher mitten im Zentrum liegt. Den Eingang des Parks zu finden ist unsere erste große Herausforderung 😅 denn Google Maps bringt uns nicht direkt dorthin, sondern irgendwo mitten in den Ortskern. Keine leichte Aufgabe, meinen 4.5m Van durch die engen Gassen und zudem hügelauf und hügelab zu manövrieren. So lerne ich mein geliebtes Reisegefährt noch ein Stück besser kennen 😉

Wir parken schließlich entlang irgendeiner engen Straße, das dürfte hier ohnehin so üblich sein, denn Parkplätze gibt es im verwinkelten Zentrum offensichtlich keine.

TIPP:
Ein kleiner öffentlicher Parkplatz ist in der Nähe beim Eingang des Parks La Floresta direkt an einer der größeren Straßen, der Calle de Cazadores zu finden. Von dort aus kann man auch den Ortskern zu Fuß erkunden.

Etwa drei Gehminuten entfernt vom Parkeingang gibt es einen kleinen Parkplatz. Auf der rechten Seite des Bildes, kurz vor dem Zebrastreifen führt eine kleine Promenade zum Parque La Floresta.
Etwa drei Gehminuten entfernt vom Parkeingang gibt es einen kleinen Parkplatz. Auf der rechten Seite des Bildes, kurz vor dem Zebrastreifen führt eine kleine Promenade zum Parque La Floresta.

Historischer Ortskern

Viver ist ein wunderschönes, ruhiges Städtchen mit einem alten historischen Stadtkern. Unser Spaziergang beginnt bei der imposanten Kirche Virgen de la Gracia, gewidmet der Heiligen Maria. Leider ist sie meistens abgeschlossen und scheint nur zu den Heiligen Messen zu öffnen, doch auch von außen betrachtet bietet sie ein prächtigen Anblick und erinnert an vergangene Zeiten.

Ein gepflegtes Monument aus längst vergangenen Zeiten: die Kirche Virgen de la Gracia, gewidmet der Heiligen Maria.
Ein gepflegtes Monument aus längst vergangenen Zeiten: die Kirche Virgen de la Gracia, gewidmet der Heiligen Maria.

Eine nette Bewohnerin von Viver weist uns den Weg zum Eingang des Parks La Floresta und wir spazieren durch die winkeligen, engen Gassen einige Minuten hügelabwärts. Die Architektur fasziniert mich, denn es wirkt alles sehr historisch und ich stelle mir vor, wie es wohl vor vielen Jahrhunderten gewesen sein mag hier zu leben. Ohne Autos, ohne Elektrizität, den Einkauf vom Marktplatz hoch zu schleppen und vermutlich tummelten sich auch viele Nutztiere in den engen Gässchen. Heute wirkt hier alles sehr sauber und verbreitet ein wohlig angenehmes Lebensgefühl mit allem Komfort.

Von der Kirche aus führt unser Spaziergang durch den alten Stadtkern hinunter Richtung Eingang des Parkes La Foresta.
Von der Kirche aus führt unser Spaziergang durch den alten Stadtkern hinunter Richtung Eingang des Parkes La Foresta.
Liebevoll gestaltete Plätze in der Altstadt.
Liebevoll gestaltete Plätze in der Altstadt.
Die Stadt Viver ist dem ursprünglichen Gelände angepasst erbaut, daher geht es ganz schön hügelauf und hügelab.
Die Stadt Viver ist dem ursprünglichen Gelände angepasst erbaut, daher geht es ganz schön hügelauf und hügelab.

Park La Floresta

Mitten im Ort liegt eine grüne Oase der Erholung, der Parque La Floresta, ursprünglich eine natürlich geformte gigantische Aushöhlung im vorherrschenden Sandstein, welche später kultiviert und zu Erholungszwecken genutzt wurde. Heute laden unter anderem ein Picknickplatz und viele gemütliche Sitzbänke zum Verweilen unter den großen schattenspendenden Bäumen ein. Außerdem hat man Tennisplätze und eine Skatebahn für sportliche Besucher errichtet.

Der Eingang zum Park La Floresta liegt im Süden des 40 ha großen Geländes. Beide Wege vereinen sich nach kurzem Stück in Inneren der grünen Stadtoase.
Der Eingang zum Park La Floresta liegt im Süden des 40 ha großen Geländes. Beide Wege vereinen sich nach kurzem Stück in Inneren der grünen Stadtoase.
Neben dem Skatepark gibt es auch noch drei Tennisplätze für sportliche Aktivitäten.
Neben dem Skatepark gibt es auch noch drei Tennisplätze für sportliche Aktivitäten.

Leises wohlig klingendes Vogelgezwitscher dringt aus den Baumkronen an unser Ohr, vor uns sonnt sich ein Schwarm Tauben in der Sonne und stobt auseinander als wir uns nähern. Es hängt er Duft von Natur pur in der Luft, die hohen, uralten Bäume spenden angenehmen Schatten und an den Hecken, welche den Weg säumen, sprießen vereinzelt bunte Blüten. Ruhe. Entspannung. Erholung. Tief durchatmen und genießen 🙏

Eine Oase der Erholung ist dieses Fleckchen Erde mitten in der Stadt.
Eine Oase der Erholung ist dieses Fleckchen Erde mitten in der Stadt.

Ein neues Geräusch erklingt in unmittelbarer Nähe, ein leises Plätschern von sanft dahin fließendem Wasser. Magisch zieht mich dieses liebliche Plätschern an und ich steh am Ufer eines kleines Bächleins, ein wildes Ufer, die Natur hat sich hier in ihrer Wildheit frei ausgebreitet. Ein kleiner Trampelpfad führt am Bach entlang und das Plätschern des Wassers wird immer lauter und intensiver, ja sogar würde ich es als Rauschen beschreiben. Am Ende des Pfades wartet eine ausgesprochene Naturschönheit auf uns: ein kleiner Wasserfall, über den der kleine Bach sich hinabstürzt mir zu Füßen. Ich könnte nun Stunden hier stehen und den Fluss des Lebens beobachten, es ist ein traumhafter Anblick.

Das leise Plätschern des Baches verzaubert mich und zieht mich sofort in seinen Bann der Entspannung. Ein Ort zum Wohlfühlen ❤️
Das leise Plätschern des Baches verzaubert mich und zieht mich sofort in seinen Bann der Entspannung. Ein Ort zum Wohlfühlen ❤️
An diesem Wasserfall rauscht das kleine Bächlein einige Meter in die Tiefe und gibt ein faszinierendes Spektakel der Natur preis.
An diesem Wasserfall rauscht das kleine Bächlein einige Meter in die Tiefe und gibt ein faszinierendes Spektakel der Natur preis.
In diesem Park herrscht eine besondere Magie, die Natur selbst ist es, welche uns mit ihren Kreationen verzaubert.
In diesem Park herrscht eine besondere Magie, die Natur selbst ist es, welche uns mit ihren Kreationen verzaubert.
Als Reisebloggerin freut es mich, meine Erfahrungen und Empfindungen mit dir zu teilen. Daher ist das Smartphone immer zur Hand 😉
Als Reisebloggerin freut es mich, meine Erfahrungen und Empfindungen mit dir zu teilen. Daher ist das Smartphone immer zur Hand 😉

Nach einigen schönen Minuten reiße ich mich etwas widerwillig von dem magischen Naturspektakel los und erklimme die kleine Böschung, welche mich wieder auf den Hauptpfad des Parks bringt. Noch ganz wohlig benommen streife ich an Alejandro’s Seite weiter den Weg entlang. Er führt uns in den hinteren Bereich des Parks, wo noch mehr Beeindruckendes auf uns wartet. Der Ort – Viver de las Aguas – wird seinem Namen gerecht, denn das Bächlein zieht sich durch den Park hindurch und bringt uns zu einem weiteren Wasserfall. Das Wasser stürzt hier weniger intensiv herab, aber dafür über mehrere Meter Höhe und über einen grauen Felsen, welcher mit saftig grünem Moos überzogen ist. Wieder kann ich meinen Blick kaum von diesem Naturjuwel loslösen.

Der Wasserfall ist im hinteren Teil des Parks ist noch größer und das Wasser plätschert in kleinen Rinnsälen elegant und zierlich über die mit saftigem Moos bewachsenen Felsen hinab. Ein Schauspiel der Natur.
Der Wasserfall ist im hinteren Teil des Parks ist noch größer und das Wasser plätschert in kleinen Rinnsälen elegant und zierlich über die mit saftigem Moos bewachsenen Felsen hinab. Ein Schauspiel der Natur.

Hier im hinteren Teil des Parks lernen wir allerdings noch mehr über die Umgebung und auch ein klein wenig über die Geschichte der Stadt. Mehrere Hinweistafeln erzählen historische Hintergründe über das Gesehene. Zum Beispiel erfahren wir, dass sich hier in den hohen Sandsteinwänden viele Höhlen befinden, kleinere, welche die Tierwelt für sich auserkoren hat, aber auch größere, von Menschenhand in den Stein geschlagene. Man geht davon aus, dass die meisten Höhlen zur Zeiten des spanischen Bürgerkriegs errichtet wurden, um Schutz vor den Angriffen zu suchen. Es existiert sogar ein Tunnel, der 28 Meter lang begangen werden kann (wir haben uns das erspart, denn in den Höhlen wimmelt es nur so von hungrigen Gelsen), der Zweck ist umstritten. Einige meinen, er diente zur Wasserversorgung, andere, dass er die Dörfer miteinander verbunden hatte, die Bewohner oftmals in ihm Schutz suchten und sogar Ferdinand der II., König von Spanien und Aragón, durch ihn seinen Feinden entkam, als er die Gebiete von den Arabern im 15. Jahrhundert eroberte.

In den natürlich geformten Sandstein wurden auch von menschlicher Hand Höhlen geschlagen, die meisten dienten zum Schutz der Bevölkerung während des spanischen Bürgerkrieges.
In den natürlich geformten Sandstein wurden auch von menschlicher Hand Höhlen geschlagen, die meisten dienten zum Schutz der Bevölkerung während des spanischen Bürgerkrieges.
Sogar Tunnel wurden errichtet, manche schon in längst vergangenen Zeiten, über deren ursprüngliche Verwendung nur mehr spekuliert werden kann.
Sogar Tunnel wurden errichtet, manche schon in längst vergangenen Zeiten, über deren ursprüngliche Verwendung nur mehr spekuliert werden kann.

Hoch oben am Ende der natürlichen Gesteinswand erstreckte sich ursprünglich zu Zeiten des Carlismus im 19. Jahrhundert vermutlich eine Festungsmauer mit Türmen. Heute ragen hier Wohnbauten über die Klippe hinaus, bei deren Anblick dem Betrachter durchaus schwindlig werden kann. Eine der Informationstafeln weist darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Errichtung der Häuser hier noch kein Erholungspark errichtet war, sondern eine natürliche, verwilderte Schlucht vorherrschte. Als Bautechnikerin versetzen mich die „hängenden Häuser“ in Staunen. Wie wurden sie anno dazumal ohne Einsatz der heute verwendeten Maschinen erbaut?

"Las casas colgantes" - die hängenden Häuser erbaut an der Klippe des hohen natürlichen Mauerwerks. Von unten nach oben betrachtet, flößt einem der Anblick ordentlichen Respekt ein.
"Las casas colgantes" - die hängenden Häuser erbaut an der Klippe des hohen natürlichen Mauerwerks. Von unten nach oben betrachtet, flößt einem der Anblick ordentlichen Respekt ein.

Wir sind relativ spät am Nachmittag zu unserem Ausflug aufgebrochen, um nicht unter der spanischen Mittagshitze zu leiden. Daher haben wir jetzt leider aber auch nicht mehr so viel Zeit um auch noch den Rest der historischen Altstadt zu besichtigen, welcher auch sehr sehenswert sein soll. Obwohl man durchaus empfehlen kann, schon früher anzureisen und die sonnigen Nachmittagsstunden im schattigen Park La Foresta zu verbringen, hier spürt man die Hitze dank der großen Schatten spendenden Bäume und Flußläufe nicht so intensiv. Im Anschluss lohnt es sich, den Stadtkern zu besuchen und vielleicht auch noch in einem regionalen Restaurant einzukehren.

TIPP:
Zum Schluss noch ein kurzer Rat: Hier wimmelt es aufgrund der Nähe des Wassers und der feuchten Sandsteinwände nur so von hungrigen Gelsen! Am besten ein Mückenspray einpacken, dann wird der Aufenthalt noch gemütlicher!