In Südamerika reist man viel mit dem Bus, dementsprechend komfortabel sind die Fahrzeuge auch ausgestattet. Mit dem Langstreckenbus geht es nun von Argentinien, Ushuaia nach Chile, Punta Arenas weiter, beim Grenzübertritt gibt es einiges zu beachten und strenge Kontrollen. Auch etwas sehr typisches für Südamerika: die Fahrzeiten dauern immer länger als angegeben. Wird mein nächster Gastgeber in Punta Arenas wie vereinbart auf mich warten?

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Das einfachste Reisemittel: der Langstreckenbus

In Argentinien und Chile ist es üblich, lange Strecken mit dem Bus zurück zu legen. Speziell in Patagonien liegen die Städte oft weit voneinander entfernt und eine Fahrt von drei bis sechs Stunden keine Seltenheit. Das Langstrecken-Liniennetz ist dementsprechend gut ausgebaut und viele Unternehmen bieten Fahrten zu erschwinglichen Preisen an.

Mein Ticket für die acht Stunden lange Fahrt von Ushuaia nach Punta Arenas in Chile hatte ich schon vor einigen Tagen im Voraus gekauft, denn die Strecke ist in der Hochsaison immer gut gebucht.

Mein Gepäck gebe ich gut verschnürt in den Laderaum des Fahrzeuges und suche mir meinen zugewiesenen Platz im Fahrgastraum. Ich bin sehr überrascht über den Komfort des Busses, denn die Sitze sind sehr bequem, weich und geräumig, sogar eine ausklappbare Fußauflage gibt es und die Lehne lässt sich sehr weit nach hinten umlegen. Was vermutlich eine Kettenreaktion zur Folge haben wird, denn der Hintermann wird sich auch zurück legen müssen um es genauso bequem zu haben wie der vor ihm sitzende. Nach einiger Zeit reicht man uns sogar einen Snack und Getränke, Kaffee und Tee ist auch verfügbar. Einen so umfangreichen Service hatte ich mir nicht erwartete und bin positiv überrascht.

Die Langstreckenbusse in Patagonien sind ein sehr beliebtes und bequemes Reisemittel. Die acht Sunden lange Fahrt von Ushuaia nach Punta Arenas vergeht unerwartet schnell.
Die Langstreckenbusse in Patagonien sind ein sehr beliebtes und bequemes Reisemittel. Die acht Sunden lange Fahrt von Ushuaia nach Punta Arenas vergeht unerwartet schnell.

TIPP:
Langstrecken werden in Argentinien und Chile bevorzugt mit dem Bus zurück gelegt, sowohl von Touristen als auch von Einheimischen. Üblicherweise können die Tickets am selben Tag gekauft werden, sofern es sich nicht um eine touristische Hauptverbindungsroute handelt wie in diesem Fall zwischen Ushuaia und Punta Arenas. Auf dieser Strecke würde ich empfehlen, das Ticket schon drei bis vier Tage im Voraus zu organisieren um garantiert einen Platz zu erhalten. Die Platzauswahl erfolgt übrigens gleich beim Kauf der Fahrscheins. In Ushuaia und Punta Arenas sind die Tickets direkt im Büro des Busunternehmens erhältlich. In größeren Städten gibt es meist einen gigantischen Busbahnhof, an dem auch sämtliche Busunternehmen eine Verkaufsstelle anbieten. Mittlerweile bieten viele Unternehmen den Verkauf der Fahrscheine auch online an, was bei späteren meiner Reisen immer problemlos funktioniert hat.

An der argentinisch-chilenischen Grenze

In Europa gibt es ja seit Jahren schon keine Grenzkontrollen mehr, zumindest in den meisten Ländern. Wir sind es gewohnt, Landesgrenzen entweder sogar ohne anhalten zu müssen zu passieren oder den Pass einem unmotivierten Beamten für einen flüchtigen Blick zu zeigen. Neuerdings ist der Grenzübergang nach Abriss der Grenzstationsgebäude ja bloß mehr an einem kleinen Hinweisschildchen und den andersfarbigen Autobahnschildern erkennbar.

Hier in Südamerika dreht sich die Welt anders. Der Grenzübertritt mit allen Kontrollen zieht sich über eine Stunde hin, obwohl nur sehr wenig Verkehr herrscht. Ok, zugegeben, wir sind in einem großen Reisebus unterwegs, aber dennoch hat man das Gefühl, dass sich hier keiner stressen lässt. Dies gibt wieder einen kleinen Einblick in die südamerikanische Mentalität.

Im Bus wurden uns vom Fahrer schon die Papiere für die Einreise nach Chile ausgehändigt, die wir vorab schon ausfüllen konnten. Neben den persönlichen Daten und Angaben über die Einreise und Unterkunft, ist auf einem zusätzlichen Formular auch zu deklarieren was man ins Land einführt (Pflanzen, Samen, Lebensmittel, Geld, Wertsachen, etc.) Mir wird von anderen Reisenden, welche das Prozedere schon kennen, empfohlen, alles mit Nein auszufüllen um keine Probleme zu bekommen.

Die Ausreise aus Argentinien geht problemlos von statten, ein Stempel in den Pass und erledigt. Nach ein paar Minuten sitzen wir wieder im Bus und machen uns auf den Weg zum chilenischen Grenzposten. Das kann hier in Südamerika offensichtlich schon mal eine ganze Weile dauern. Um das Niemandsland auf der sehr unebenen Schotterstraße zu überqueren, benötigt der Bus etwa 20 Minuten.

Anstellen zur Ausreisekontrolle am argentinischen Grenzposten.
Anstellen zur Ausreisekontrolle am argentinischen Grenzposten.

Wir erreichen den chilenischen Kontrollposten und werden aufgefordert wieder allesamt den Bus zu verlassen. Handgepäck müssen wir mitnehmen. Noch habe ich keine Vorstellung davon, was mich als nächstes erwartet und laufe mit der Menschenmasse einfach mal mit zur naheliegenden Türe des Grenzpostens. Der chilenische Grenzbeamte hinter dem Schalter scannt in aller Ruhe meinen Pass, drückt den Einreisestempel hinein, nimmt das von mir zuvor ausgefüllte Einreiseformular in 4-facher Durchschrift zur Hand, wovon allerdings schon eine Kopie die Argentinier behielten, behält sich eine Durchschrift und gibt mir meine Dokumente zurück.

Das war der einfache Part des Grenzübertritts, nun folgt wohl der etwas kompliziertere. Ich habe bereits erfahren, dass es verboten ist, frische Früchte und Gemüse, Fleischprodukte, Kräuter und was weiß ich was sonst noch alles nach Chile einzuführen. Damit wollen sie ein Einschleppen fremder Krankheiten und Keime verhindern. Das bedeutet für uns: entweder vorher alles aufessen oder in die große Mülltonne vor dem Gebäude werfen. Und es wird auch kontrolliert, sehr streng sogar. Nach der Passkontrolle müssen wir in das gegenüber liegende Gebäude zur Gepäckkontrolle. Das Handgepäck wird wie am Flughafen gescannt und ich hab das Gefühl, sie arbeiten hier genauer als auf europäischen Abfluggates. Ob unser Gepäck im Laderaum mittlerweile kontrolliert wurde, wissen wir nicht.
Ein blühendes Geschäft jedenfalls muss der Snackshop auf der chilenischen Seite sein, den man von unserem Kontrollpunkt aus schon gut sehen kann 😉

TIPP:
Wenn ihr euch auf einer grenzüberschreitenden Fahrt befindet, packt nur so viel Lebensmittel ein, die ihr auch tatsächlich im Bus bis zur Grenzkontrolle zu euch nehmen werdet. Es ist eine große Verschwendung, denn die Lebensmittel müssen an der Grenze dann weggeschmissen werden.

Adiós Isla Grande de Tierra del Fuego (Feuerland)

Nach dem einstündigen Aufenthalt an der Grenze geht die Fahrt endlich weiter. Nach etwa weiteren 60 Minuten endet die Holperstraße, nun zur Asphaltstraße ausgebaut, plötzlich am Wasser. Vor uns breitet sich die berühmte Magellanstraße aus und heißt uns abermals Warten. Diesmal auf die Fähre, die uns in nur 20 Minuten Fahrtzeit auf das Festland übersetzen wird.

Langsam werde ich ein wenig nervös, denn mein Gefühl sagt mir, dass die Reise aufgrund der vielen Wartezeiten länger als acht Stunden dauern wird und ich kann meinem Gastgeber in Punta Arenas nicht Bescheid geben, dass sich meine Ankunft verzögern wird. Ich hoffe, dass er wie vereinbart beim Büro des Busunternehmens auf mich wartet, denn ich habe seine Adresse nicht.

Das Leben lehrt mich auf dieser Reise Geduld, also übe ich mich darin und spaziere mit anderen Fahrgästen bis ans Ufer der Magellanstraße, genieße den Spaziergang und die frische Meeresbrise im Gesicht.

Das Fährschiff wird uns über die berühmte Magellanstraße bringen, welche die Inselgruppe Feuerland vom Festland Patagonien trennt.
Das Fährschiff wird uns über die berühmte Magellanstraße bringen, welche die Inselgruppe Feuerland vom Festland Patagonien trennt.

Die Straßen sind hier in der Pampas nicht sehr gut ausgebaut, viele Kilometer legen wir auf holprigen Schotterstraßen zurück. Diesen Blogeintrag tippe ich aktuell im Bus, aber ich glaube, ich werde es jetzt aufgeben. Bei dem Geholpere tippe ich ständig auf die falsche Taste und verbringe mehr Zeit mit Korrigieren als Schreiben. Uff, wieder ein Schlagloch.

Wir sehen uns wieder in Punta Arenas – Bien venidos en Chile!