Patagonien ist bekannt für den Nationalpark Torres del Paine, welcher Touristen gleichwohl wie Einheimische mit seiner umwerfend schönen Natur in den Bann zieht. Die meisten Besucher erkunden den Park zu Fuß auf mehrtägigen Wandertouren, so war auch mein Plan. Doch muss ich mich verletzungsbedingt nach Alternativen umsehen und entscheide mich für eine geführte eintägige Bustour.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Aus meiner ursprünglich geplanten, mehrtägigen Trekkingtour im Nationalpark wird aufgrund meiner Knieschmerzen und der nicht mehr vorhandenen Kondition nun leider nichts. Die anfängliche Überlegung, nur einen Teil des „W“ zu wandern, muss ich leider auch verwerfen, da ich von der Mitte weg dann keinen Bus retour gehabt hätte. Also ganz oder gar nicht. In meinem Fall nun leider gar nicht. Schade, ich hätte mich schon riesig darauf gefreut, mitten in der Natur mehrere Tage zu verbringen.

Da ich mir kein Auto mieten möchte, erscheint die einzig sinnvolle Lösung eine Tagestour mit einem Bus zu sein. Naja, ich bin ja absolut kein Fan von Massentourismus aber man kann nicht hier in Puerto Natales oder Patagonien sein, ohne den berühmten Nationalpark Torres del Paine gesehen zu haben. Also habe ich vor zwei Tagen schon in einer Agentur die Tour für ca 35 Euro gebucht und erwarte mir, ehrlich gesagt, nicht allzu viel davon. Touristische Attraktionen lassen sie sich hier ganz schön teuer bezahlen. Hinzu kommt noch der Eintritt in den Park für ca 25 Euro.

Die Höhle des Milodón

Auf der etwa 2-stündigen Fahrt von Puerto Natales in den Nationalpark legt der Ausflugsbus noch einen Zwischenstopp in der Cueva del Milodón ein. Die Höhle ist ein Natur-Monument und nach dem prähistorischen Mylodon benannt, welches in dieser Höhle gefunden wurde.

Hier dürfen wir noch einmal Eintritt bezahlen, diesmal etwa 5 Euro, um die Höhle zu besuchen. Ein relativ gerader Weg auf einem Holzsteg errichtet, führt zum Eingang der Höhle, welcher einem riesigen Schlund gleicht. Beeindruckend! Ich bin fasziniert über die gewaltige Ausweitung der Höhle, die Kräfte der Natur und die hier wirkenden Urgewalten sind deutlich spürbar.

Der Holzsteg führt die Besucher in den gewaltigen Schlund der Höhle.
Der Holzsteg führt die Besucher in den gewaltigen Schlund der Höhle.
Die Natur hat hier über Jahrtausende gewirkt und ihre Spuren hinterlassen. Ein beeindruckendes Schauspiel.
Die Natur hat hier über Jahrtausende gewirkt und ihre Spuren hinterlassen. Ein beeindruckendes Schauspiel.
Am Eingang der Höhle steht ein Monument des Urtieres Milodón in Lebensgröße getreu dem Skelett welches hier gefnden wurde.
Am Eingang der Höhle steht ein Monument des Urtieres Milodón in Lebensgröße getreu dem Skelett welches hier gefnden wurde.

Patagonische Wildnis

Die Straße von Puerto Natales zum Nationalpark schlängelt sich ziemlich einsam durch die Landschaft, links und rechts grenzen schier endlos wirkende Weiden an den Straßenrand. Der Bus hält immer wieder spontan an, wenn eine Herde Wildtiere in Sicht ist. Nicht selten kreuzen sie direkt vor oder nach uns die Straße. Wir dürfen aussteigen und die Tier aus der Nähe betrachten, die Fotoapparate werden von jedermann sofort gezückt!

Hier leben Nandus, straußenähnliche Laufvögel, und Guanakos, eine Art Lama, in freier Wildbahn. Ihre natürlichen Feinde sind Pumas, welche wir aber nicht zu Gesicht bekommen.

Guanakus leben in Patagonien in freier Wildnis und sind häufig anzutreffen.
Guanakus leben in Patagonien in freier Wildnis und sind häufig anzutreffen.
Immer wieder sehen wir Guanakos, wie sie vor oder hinter unserem Reisebus die Straße überqueren.
Immer wieder sehen wir Guanakos, wie sie vor oder hinter unserem Reisebus die Straße überqueren.

Nach dem dritten Stopp in nur 15 Minuten wird es allerdings sogar mir, als große Tierliebhaberin, zu mühsam, im Gedränge der gesamten Busbelegschaft auszusteigen, nur um für zwei Minuten wie wild Fotos zu schießen und dann alles wieder rein in den Bus. Zudem dies zusätzlich auch noch an den unzähligen Aussichtspunkten genauso von statten geht. Den anderen Touristen dürfte es gefallen.

Erster Aussichtpunkt im Nationalpark

Wir haben soeben den Eingang des Nationalparkes Torres del Paine passiert und das Eintrittsgeld von umgerechnet etwa 25 Euro bezahlt. Übrigens: Einheimische zahlen nur etwa die Hälfte vom Eintritt, dies dürfte in allen chilenischen Nationalparks so üblich sein.

Unser erster Halt ist (wieder einmal) bei einem Aussichtspunkt. Diesmal eröffnet sich uns ein wunderschönes Panorama auf die ersten Bergmassive, malerisch eingebettet in eine Seenlandschaft. Zudem haben wir heute Glück mit dem Wetter, den ganzen Tag lacht die Sonne strahlend vom Himmel, was den Ausflug zu einem tollen Erlebnis macht!

Erster Aussichtspunkt im Nationalpark mit Blick auf das Bergmassiv.
Erster Aussichtspunkt im Nationalpark mit Blick auf das Bergmassiv.

Leider hat eine geführte Bustour immer den schalen Beigeschmack von Massentourismus. Das Schema unserer Tour ist immer das selbe: bei den Aussichtspunkten anhalten, alle raus aus dem Bus, fotografieren, alle rein in den Bus und weiter. Ach wie ich solche Ausflüge gern habe… *Ironie* Die Natur erleben kann man hier nicht. Nur zweimal finde ich die Möglichkeit die Natur mit all ihrer Schönheit und all ihren Kräften zu genießen. Interessanterweise beide Male am Wasser, an einem wunderschönen Wasserfall und am Ufer der Lago Grey, in den eine Gletscherzunge mündet und Eisberge am Wasser treiben. Aber dazu später mehr.

Der Wasserfall „Salto Grande“

Unser nächster Halt findet an einem tosenden Wasserfall statt, dem Salto Grande, übersetzt Großer Wasserfall. Wir spazieren einige Minuten über einen Touristen-Trampelpfad, der mehr schon einer Autobahn gleicht, zum Wasserfall. Schon von Weitem hört man das wilde Rauschen des Wassers. Ich beeile mich schnell näher zu kommen und bin fasziniert vom Anblick des tosenden Wassers. Mit so viel Gewalt schießt es einige Meter in die Tiefe, wieder einmal kann ich die Emotionen der Natur bis in mein Innerstes tief spüren. Am Liebsten würde ich hier noch Stunden verweilen.

Am Wasserfall Salto Grande schießen die Wassermassen tosend in die Tiefe. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Am Wasserfall Salto Grande schießen die Wassermassen tosend in die Tiefe. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Am Wasserfall Salto Grande schießen die Wassermassen tosend in die Tiefe. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Am Wasserfall Salto Grande schießen die Wassermassen tosend in die Tiefe. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Interessant auch folgender Hinweis darauf, dass hier starke Winde herrschen. An mehreren Stellen schon habe ich das Hinweisschild wahr genommen, obwohl heute der Wind sehr sanft bläst. Doch in Patagonien kann es oftmals ganz schön rauh werden, dann pfeift einem der einkalte antarktische Wind mit voller Stärke um die Ohren.

An manchen Tagen sollte man dem Hinweis Folge leisten, da können die patagonischen Winde einen ins Wanken bringen.
An manchen Tagen sollte man dem Hinweis Folge leisten, da können die patagonischen Winde einen ins Wanken bringen.
An den meist blätterlosen Bäumen ist die Vorherrschaft der Winde gut zu erkennen. Aufgrund der andauernden Stürme neigen sie sich mit dem Wind.
An den meist blätterlosen Bäumen ist die Vorherrschaft der Winde gut zu erkennen. Aufgrund der andauernden Stürme neigen sie sich mit dem Wind.

Gletscherzunge am Lago Grey

Der letzte und längste Aufenthalt auf dieser Tour bringt uns zum Lago Grey, einem Gletschersee, in den die mächtige Gletscherzunge des gleichnamigen Gletscher Grey mündet.

Zuvor stärken wir uns noch mittags in einem Restaurant direkt am See, bevor wir eine volle Stunde Zeit bekommen, um über einen einfachen und relativ kurzen Wanderweg nach hinten zum Seeufer zu spazieren. Vom dortigen Strand aus eröffnet sich ein herrlicher Ausblick auf den mächtigen Gletscher, der sich konstant in der See ergießt. Immer wieder treiben kleine Eisberge an uns vorbei, welche kontinuierlich von der Gletscherzunge abbrechen.

Hier kann ich endlich ein wenig Ruhe in der Natur genießen und mich von der Gruppe absondern. Einfach hinsetzen und den Melodien der Natur lauschen, die frische Luft tief einatmen und die Gedanken fliegen lassen.

Vom Ufer des Sees aus ist die Gletscherzunge gut zu erkennen.
Vom Ufer des Sees aus ist die Gletscherzunge gut zu erkennen.
Der Wind umspielt das Wasser und treibt kleine abgebrochene Eisberge an uns vorbei.
Der Wind umspielt das Wasser und treibt kleine abgebrochene Eisberge an uns vorbei.
Der Wanderweg zum See führt über eine wackelige Hängebrücke, die mir persönlich viel Freude bereitet.
Der Wanderweg zum See führt über eine wackelige Hängebrücke, die mir persönlich viel Freude bereitet.

Hotel am Lago Pehoé

Einen letzten Stopp legt unser Bus noch ein, bevor wir den Nationalpark wieder verlassen. Am Lago Pehoé gibt es noch einen Aussichtpunkt, der ein weites Panorama auf den weitläufigen See und die dahinter aufragenden Berge freigibt. Das Hotel am See ist eines der best gebuchten (und teuersten) hier im Park.

Ausblick auf den Lago Pehoé und die dahinter aufragenden Berge und das am See liegende Hotel.
Ausblick auf den Lago Pehoé und die dahinter aufragenden Berge und das am See liegende Hotel.

Mein RESÜMEE:

Ja, das war es dann auch schon wieder mit den Highlights vom Torres del Paine. In so einer Bustour erlebt man nicht allzu viel. Wahrscheinlich spürt man schon beim Lesen, dass ich diese organisierten Massentransporte nicht sehr schätze, aber eines kann ich definitiv behaupten: wenn ich mal wieder hierher kommen werde, dann ist der Torres del Paine definitiv ein paar Tage Zeit wert. Es ist ein wunderschöner Nationalpark mit Bergen, Gletschern, Seen und vielen Tieren, die unbedingt mit Ruhe, in mehreren Tagen und zu Fuß erkundet werden sollten!

TIPP:
Wer in Patagonien urlaubt, darf sich einen Besuch im Nationalpark Torres del Paine nicht entgehen lassen. Am intensivsten ist das Erlebnis natürlich, wenn man sich eine Woche Zeit nimmt und den Park auf den Trekkingpfaden erwandert.

Wer zu Fuß nicht so fit ist, kann entweder eine geführte Tages-Bustour machen wie ich in diesem Jahr oder ein Auto mieten und damit den Park erkundet. Zwei Jahre später wählte ich die Variante Auto mieten, als meine Eltern zu Besuch waren und es war ein wunderbares Erlebnis! Man ist viel freier bei der Auswahl der Orte. Wir hatten uns eine Jause eingepackt und dort, wo es uns gefiel einfach eine Rast eingelegt. Nachdemich nun beide Erfahrungen machen durfte, würde ich beim nächsten Mal wieder einAuto mieten, da man einfahc selbstbestimmter und flexibler unterwegs ist.

Welche Fortbewegung auch immer du wählst, der berühmte Nationalpark Torres del Paine ist einen Besuch wert!