Der Beginn unserer ersten großen gemeinsamen Reise als Paar steht kurz bevor. Die Vorbereitungen für den sechs-monatigen Backpacking Trip laufen auf Hochtouren und wir fiebern dem Abflug mit gemischten Gefühlen entgegen, Freude über das bevorstehende Abenteuer in Südamerika mischt sich mit Trauer hier in Österreich bald Abschied zu nehmen.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Reise ohne Drehbuch | Südamerika 2018

Sich den eigenen Ängsten stellen

Es gibt Momente in denen die Zeit einfach nicht vergehen mag und dann gibt es wieder diese Augenblicke, in denen alles viel zu schnell geht.  Noch bis vor ein paar Tagen war alles entspannt. Da haben wir noch locker gesagt: am 21.06. fliegen wir!

Ein Datum das wir zwar kennen, aber irgendwie noch nicht so richtig greifbar ist. Heute wie vor ein paar Wochen können wir es auch kaum erwarten bis es los geht, aber seit ein paar Tagen antworten wir schon: nächsten Donnerstag geht es los! Nächsten Donnerstag! Nur diese kleine Veränderung in einem einzigen Satz lässt die Zeiger der Uhr wieder rasen. Die Anspannung und Vorfreude in meinem Inneren liefern sich ein Duell der Vorherrschaft.

Springen wir in der Zeit einige Wochen zurück. Da war sie, diese Entscheidung, die alles auf den Kopf stellen wird. Aber genau das wollten wir ja – raus aus dem Alltag, raus aus dem Strukturierten. „Without a Script“, ohne Drehbuch eben. Schon seit langem haben wir den Traum, längere Zeit zu reisen, doch stellen sich immer Fragen in den Weg, wie: Wie wollen wir das anstellen? Woher nehmen wir das Geld? Was machen wir mit dem Job? Das sind übrigens auch die meist gehörten Reaktionen aus dem Familien- und Freundeskreis, wenn wir von unserer Reise-Idee erzählen. Nur wenige kommen ohne ein „aber wie macht ihr denn…?“ aus.

Meistens steht uns ja immer nur unsere eigene Angst im Weg, Projekte umzusetzen, die uns eigentlich am Herzen liegen. Die Angst etwas zu verändern, etwas aufzugeben und aus der persönlichen Komfortzone einen Schritt heraus zu gehen. Doch erst durch diesen einen Schritt, den ich in Gedanken setze, die bewusste Entscheidung dazu, jetzt etwas verändern zu wollen, öffnet mir weitere Türen und neue Perspektiven. Mit jeder Erfahrung erweitert sich der persönliche Horizont. Und genau diese Erfahrung möchten wir jetzt machen.

Für uns hat sich eben jene Türe in diesem Moment geöffnet, die Türe zu Freiheit und Reiselust. Und wir gehen mutig hindurch in Erwartung neuer Abenteuer.

Reise ohne Drehbuch quer durch Südamerika. Die Vorbereitungen sind am Laufen.
Reise ohne Drehbuch quer durch Südamerika. Die Vorbereitungen sind am Laufen.

Reisevorbereitungen

In Anbetracht der langen Reise von sechs bis acht Monaten, die nun vor uns liegt, sind wir noch sehr entspannt unterwegs. Ich wundere mich schon, wann der große Schock kommen wird. Aber vielleicht bliebt er ja auch aus, habe ich doch schon vor vier Jahren eine ähnliche Reise (Woman Solotraveller | Südamerika 2014) unternommen. Wir haben uns zudem recht kurzfristig für diese Auszeit entschieden, die Zeitspanne vom Tag der Entscheidung bis zum Abflug zählen nur kurze acht oder zehn Wochen. Vielleicht bleibt da auch einfach keine Zeit zum Nachdenken.

Recherche über die Reiseländer

Die Jobs haben wir schon gekündigt und jetzt konzentrieren wir uns auf die spezifischen Reisevorbereitungen. Ein wenig Internet-Recherche über die Zielländer, einige Ideen einholen um eine grobe Reiseroute abstecken zu können. Viel wollen wir ja nicht planen, gerade einmal Start- und Endpunkt, dazwischen möchten wir uns durch Empfehlungen vor Ort und durch den Ruf unseren Herzens leiten lassen.

Worüber wir uns schon im Vorfeld informieren, sind die jeweiligen Einreisebestimmungen. Es gibt zum Beispiel Gebiete/Länder, in welche man nur mit einer Impfung gegen Gelbfieber oder vorherigem Visumantrag einreisen darf. Sehr informative Anlaufstellen sind hierfür Reise- und Tropeninstitute, sowie die zuständigen Konsulate.

Das Gepäck

Was soll denn eigentlich alles mit? So ein Rucksack ist ja nicht allzu groß, also heißt es, alles auf ein Minimum zu reduzieren, dennoch sammeln sich im Laufe der Vorbereitungen immer mehr Dinge an, die noch gerne mit möchten. Also beginnen wir Tetris im Rucksack zu spielen, irgendwie muss das ja passen. Wie viele „Game over“ uns dabei ereilten, will ich gar nicht erst erzählen, aber schlussendlich haben wir doch die richtige Technik gefunden.

Diesmal steht auch ein Zelt (wir haben uns für ein Vaude 3-Mann-Leichtzelt entschieden) inklusive Unterlagsmatten und Schlafsäcken auf der Packliste, da wir gerne in den Nationalparks mehrtägige Touren gehen möchten.

Ein kleines Set an Kochgeschirr sowie ein älteres Modell eines Gaskochers ergänzt das Gepäck.

Mehr Tipps zur Packliste findest du in diesem Beitrag meiner ersten Reisegeschichte: Probepacken mit Wehmut und Vorfreude.

TIPP:
Bezüglich Gaskochern habe ich auf dieser Reise schlechte Erfahrungen gemacht. Das Modell, welches ich von zu Hause mitnahm, funktionierte mit Stechkartuschen. Vor Ort mussten wir feststellen, dass es sowohl in Peru, Bolivien, Argentinien und Chile unmöglich war, Stechgastkartuschen zu organisieren.
Besser einen kleinen Kocheraufsatz für Schraubkartuschen mitnehmen oder vor Ort recht kostengünstig einen erwerben. In Bergsportgeschäften oder bei Trekkingtouren-Anbietern gibt es oft sogar gebrauchte Kocher für wenig Geld. Schraubkartuschen sind fast überall erhältlich.

Vor dem Reisestart bauen wir das Zelt noch einmal im Garten auf um bei den Handgriffen sicherer zu werden.
Vor dem Reisestart bauen wir das Zelt noch einmal im Garten auf um bei den Handgriffen sicherer zu werden.

Reiseimpfungen

Ein weiteres spannendes Spiel war der „Marathon der Impfungen“. Wenn man in vielen verschiedenen Gebieten unterwegs ist, wie wir vom Amazonas über die Wüste bis in die Anden, lauern so einige Krankheiten am Weg. Und weil wir ja in einer Wir-gehen-immer-auf-Nummer-sicher-Kultur leben, holen wir uns natürlich brav alle empfohlenen Impfungen: Hepatitis, Tetanus, Tollwut, Gelbfieber, Typhus und dann nehmen wir noch eine Malaria-Prophylxe mit auf die Reise. In einem Reiseinstitut in Wien sieht das dann so aus:

Im Tropeninstitut gehen sie ganz und nicht zimperlich mit den Reiseimpfungen um. Drei Stiche auf einen Hieb gibt es in den Oberarm.
Im Tropeninstitut gehen sie ganz und nicht zimperlich mit den Reiseimpfungen um. Drei Stiche auf einen Hieb gibt es in den Oberarm.

Interessanter Aspekt am Rande: Da uns hier in Wien natürlich keine Empfehlung gegeben werden kann, welche Impfungen denn ein Chilene für eine Reise nach Peru und Bolivien braucht, haben wir uns bei Freunden in Chile und Peru umgehört. Die Reaktionen waren sehr einheitlich: Was? Impfungen? Mir hat niemand eine Impfungen empfohlen, ich bin einfach los.

Ja, so sind die Sichtweisen unserer beiden Kulturen wohl unterschiedlich. Einfach mal zum darüber Nachdenken…

Unterstützung

Wir danken der Regionalzeitung Niederösterreichische Nachrichten NÖN, dass sie uns eine Online-Rubrik zur Präsentation der Videos zur Verfügung stellt und auch in der Printausgabe in Wiener Neustadt über unser Vorhaben berichtet. Ebenso glaubt das Bergsportzentrum Wimmer aus Wiener Neustadt an unser Projekt und rüstet uns mit dem noch fehlenden Wander- und Outdoor-Equipment aus. Durch die finanzielle Unterstützung der Sparkasse Wiener Neustadt können wir nun auch in professionelleres Kamera-Equipment investieren. Ganz unter dem Motto #glaubandich stehen wir mit voller Motivation hinter unserem Vorhaben und freuen uns auf die ersten Reiseberichte!