Punta Arenas dient für viele Touristen nur als Zwischenstopp auf der langen Reise von Ushuaia nach Puerto Natales, wo der berühmte Nationalpark Torres del Paine liegt. Die Stadt selbst ist eher klein und gemütlich, für einen Stadtrundgang muss man nicht mehr als einen Tag einplanen. Dennoch ist Punta Arenas, meiner Meinung nach, sehr sehenswert.
Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014
Inhalt
Allein sein ist nicht Einsam sein
Gemeinsam mit Laura und Cathy wollen wir uns heute ein wenig die Stadt ansehen. Alejandro kann uns leider nicht begleiten, da er ganztags arbeiten ist, wir werden am Abend wieder bei ihm sein. Während ich mein Busticket für die Fahrt in den Nationalpark Torres del Paine kaufe und eine Wäscherei ausfindig mache, erledigen die beiden Mädels ihre Dinge. Wir wollen uns später auf der Plaza, dem Hauptplatz, wieder treffen.
Zum verabredeten Zeitpunkt warte ich auf der Plaza, aber die Mädels kann ich nicht sehen, offensichtlich haben wir uns falsch verstanden. Macht aber gar nichts, denn mir steht der Sinn ohnehin nach ein bisschen Allein sein.
Und so beginne ich meinen Stadtbummel durch die Stadt. All zu viel dürfte es hier nicht zu erkunden geben, die Stadt hat wenig touristisches zu bieten, obwohl hier in der Hochsaison mehrmals pro Woche gigantische Kreuzfahrtschiffe anlegen und unzählige Individualtouristen auf dem Weg in den Nationalpark Halt machen.
Stadtrundgang
Plaza de las Armas
Da ich mich schon auf dem Plaza de Armas befinde, starte ich meinen Rundgang gleich hier. Der Platz kann sozusagen als Hauptplatz von Punta Arenas bezeichnet werden, denn er befindet sich im Zentrum der Stadt, auch das Rathaus, Banken und weitere öffentliche Institutionen befinden sich hier. Der in runder Form angelegte Platz lädt zum rasten und erholen ein, grüne Bäume und Sträucher säumen die im Kreis platzierten Sitzbänke.
In der Mitte steht ein beeindruckendes Denkmal: die Statue des Entdeckers der Magellanstraße: Hernando de Magallanes, welcher gebührend eines Eroberers auf einer Kanone thronend dargestellt wird. Unter ihm auf dem Sockel werden ein patagonischer Ureinwohner und eine junge Meerjungfrau dargestellt. Hierzu gibt es auch eine schöne Geschichte eines spanischen Seefahrers, der dies einst erlebte und diese sich nun als Aberglaube sich bis zum heutigen Tage festsetzte: Küsst man den großen Zeh des patagonischen Ureinwohners, verspricht dies ein Wiederkehren mit großem Reichtum an diesen Ort. Auch ich kann dem Aberglauben nicht widerstehen und küsse symbolisch den Zeh des Indianers. Nur zu gerne möchte ich an diesen wunderbaren Ort noch einmal zurück kehren.
Mittagssnack im Stadtzentrum
Vom Plaza de Armas ausgehend, spaziere ich ein wenig durch die Innenstadt von Punta Arenas. Hier gibt es auch viele Kaffeehäuser und Restaurants, welche zu einem Besuch einladen. Das Café Tostado auf der Straße 21 de Mayo hat es mir besonders angetan, denn hier gibt es eine der besten heißen Schokoladen, die ich je getrunken habe: weiß, hell oder dunkel, ich liebe sie! Schon beim betreten des Cafés steigt einem auch der besonders duftende Geruch von frisch gemahlenem Kaffee in die Nase, eine Seltenheit in Argentinien und Chile, lasse ich mir sagen, denn üblicherweise wird in Chile Filter- oder Löskaffee serviert. Hier im Cafe Tostado wird allerdings selbst geröstet und gemahlen. Wie das duftet, herrlich! Aus der Kuchenvitrine verführen mich die hausgemachten Torten und Kuchen mit ihren deliziösen Cremen und Früchten, ich kann nicht widerstehen und bestelle mir einen Beerenkuchen aus Mürbteig, Vanillecreme und fruchtigen Beeren darauf. Außerdem bietet das Café eine große Auswahl an Sandwiches, die absolut empfehlenswert sind. Hier zaubern sie wahre Köstlichkeiten auf den Teller!
REZEPT-TIPP:
Da es mich immer wieder nach Punta Arenas verschlagen hat und ich bei einem meiner späteren Aufenthalte sogar im Café Tostado als Bedienung arbeiten durfte, konnte ich dem Chefkoch beim Zubereiten der Mehlspeisen über die Schulter schauen und durfte mir das Rezept für den Beerenkuchen und auch für den in Chile so typischen Pie de Limón aufschreiben.
Wollt ihr die Mehlspeisen auch zu Hause nachbacken? Dann schaut vorbei auf meiner Rezeptseite, dort findet ihr all die Leckereien mit Zutatenliste und Schritt für Schritt Backanleitung: Rezepte
Nach einer leckeren Tasse heiße Schokolade schlendere ich weiter die Straße 21 de Mayo bzw. in Folge die Hernando de Magallenes entlang, eine der Hauptverkehrsverbindung in der Stadt. Möglicherweise ist die parallel geführte Straße Carlos Bories etwas ruhiger für einen Spaziergang, zudem diese als Einkaufsstraße zählt. Dort finden sich alle möglichen Geschäfte nebeneinander wieder: Kleidung, Schuhe, Elektronik, Wander- & Campingshops, Schmuck, Souvenirs, und vieles mehr.
TIPP:
Sehr viele Kaffeehäuser und Restaurant bieten inzwischen gratis WIFI an und ein Besuch lohnt sich auch aus kulinarischer Sicht. In Chile werden in den Mittagsrestaurants meist einfache, bodenständige Gerichte serviert, von verschiedenen Burgern und Sandwiches über Bistec a lo pobre (Rindschnitzel mit Pommer und Spiegelei) hin zu Fingerfood wie Empanadas und Pichanga ist es zwar sehr vielfältig, aber auch sehr Fleisch lastig. Vegetarier tun sich vor allem hier in Patagonien schwer, etwas fleischloses auf den Speisekarten zu finden.
Santuario María Auxiliadora
Nach etwa 15 Minuten Spaziergang taucht vor mir ein imposantes Bauwerk auf: die Kirche Santuario María Auxiliadora. Von außen wirkt ihr Erscheinungsbild recht klobig und dominant, nicht so elegant und verspielt, wie man es von europäischen gotischen Sakralbauwerken gewohnt ist. In ihrem Inneren jedoch erwartete den Besucher ein sehr buntes Farbenspiel: zarte religiöse Ikonen, Gemälde und Buntglasfenster brechen das Licht in schillernden, aber dennoch ruhigen Farben ins weiße Innere. Man sollte sich hier kurz Zeit nehmen zum Innehalten, die Ruhe zu genießen und den Blick mit Andacht über die pompöse Innengestaltung schweifen lassen.
Der Friedhof
Von der Kirche weg führt die Avenida Pdte. Manuel Bulnes in nur zehn Minuten fußläufig zum städtischen Friedhof. Normalerweise mache ich mir nicht viel aus Friedhöfen, aber hier in Südamerika faszinieren sie mich. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie so gänzlich anders gestaltet sind als jene bei uns in Österreich. Die riesigen Gruften sind faszinierend.
Auch der Friedhof in Punta Arenas hat seinen Charme. Gleich hinter dem Eingangsportal weist eine Allee von fein säuberlich geschnittenen Bäumen den Weg und ladet zu einem Rundgang ein. Auf beiden Seiten zweigen Wege zu den Gräbern bzw. Gruften und Urnenwänden ab, denen zu folgen sich lohnt.
Hafen Tres Puentes & Fähre nach Porvenir
Den Nachmittag verbringe ich entspannt mit Nichts Tun im kleinen Haus von meinem Gastgeber Alejandro, später will ich mich nochmal auf den Weg in Richtung Norden der Stadt aufmachen. In meinem mir unverzichtbaren Lonely Planet Reiseführer wird neben Ausflügen zu einer Pinguinkolonie, einer ehemaligen Befestigungsanlage, dem Fuerte Bulnes, und den typischen Attraktionen, welche ich heute schon abgelaufen bin, noch auf das kleine Örtchen Porvenir hingewiesen. Ruhig und idyllisch wird es beschrieben, ist es jedoch nur mit einer Fähre zu erreichen. Porvenir liegt auf dem chilenischen Teil von Feuerland, der Isla grande de Tierra del Fuego, die Überfahrt dauert etwa 30 Minuten.
Der Hafen ist am Besten mit einem der Colectivos erreichbar, die Fahrt dauert nur circa zehn Minuten und kostet 400 chilenische Pesos. Am Besten hält man eines der Colectivos auf der Straße Magallanes oder in Folge Bulnes auf und fragt, ob es zum Hafen Tres Puentes fährt.
Der Hafen selbst ist wenig beeindruckend, heute liegt er ein wenig verlassen da und Menschen sehe ich auch fast keine. Nach kurzer Suche finde ich das Büro des Fährunternehmens, welches allerdings um diese Uhrzeit geschlossen ist, und nehme mir zumindest ein Informationsblatt mit den Abfahrtszeiten der Fähre mit. Nur zweimal pro Tag gibt es eine Fahrt, dieser Ausflug will gut geplant sein um dann nicht auf Porvenir festzusitzen.
Gemütlicher Abendausklang mit chilenischem Rotwein
Mein Gastgeber Alejandro arbeitet an der Universität, welche gegenüber der Zona France, einer Freihandelszone mit verschiedenen Unternehmen wie Autohändlern und riesigen Supermärkten. Die Zona Franca wiederum liegt genau auf meinem Rückweg, also verabreden sich Alejandro und ich am Eingang, um gemeinsam mit dem Colectivo nach Hause zu fahren. Laura und Cathy sind schon vor uns angekommen und wir lassen uns zusammen die mitgebrachten Empanadas vom Supermarkt schmecken und den Abend mit einem Gläschen Rotwein ausklingen. In Chile wird sehr viel Rotwein produziert und viele Weingüter sind sogar international bekannt, daher sollte man unbedingt mal ein Gläschen probieren.