Die ruhige Stadt im Süden von Chile bietet mir viel Zeit, die Seele baumeln und die Gedanken fliegen zu lassen. Ich genieße es, in mich zu gehen und zu reflektieren über meinen aktuellen Lebensstil und ob ich denn nicht gerne etwas daran ändern möchte.

Dieser Beitrag ist Teil der Reisegeschichte Woman Solotraveller | Südamerika 2014

Wenn Gedanken fliegen

Punta Arenas scheint für mich der Ort zum Entspannen sein, denn auch heute fühle ich keine Hektik, keinen Drang unzählige Sehenswürdigkeiten zu besuchen oder sämtliche Nationalparks erwandern zu wollen. Einfach nur Sein.

Mich zieht es heute wieder in die Stadt zum Plaza de Armas. Es scheint so herrlich schön die Sonne vom Himmel und wärmt die doch recht frische, antarktische Luft von nur circa 18°C angenehm auf. Die Sitzbänke rund um die Statue von Hernando Magallanes laden mich ein, mich einfach nur zu setzen und die Gedanken fliegen zu lassen. Ich beginne diesen Blogeintrag zu schreiben und verliere mich dabei im Philosophieren über das Leben…

Was bedeutet für dich “ zu Hause“?

Hier habe ich viel Zeit, die Erlebnisse zu verarbeiten und über alles nachzudenken. Es geht einen viel durch den Kopf, wenn man einmal raus ist aus dem Hamsterrad „Alltag“. In den zwei Wochen meiner Reise habe ich schon so viele Menschen kennenlernen und an deren Leben teilhaben dürfen, mein Horizont hat sich überdimensional erweitert. Es fließen so viele Eindrücke auf mich ein, wovon ich mir von jeder einzelnen einen Teil für mich heraus picken und mitnehmen kann. Es ist eine unbeschreiblich tolle Erfahrung für mich! Ich kann mir momentan gar nicht vorstellen, wie ich nach meiner Rückkehr mein Leben zu Hause gestalten soll; wenn ich jetzt daran denke, fühlt es sich sehr einengend und bedrückend an. Diese Vorstellung, immer am selben Ort zu leben, die selben Leute um sich zu haben und wenig Neues oder „Anderes“ zu sehen. Was ist „zu Hause“ überhaupt?, frage ich mich.  Die Gesellschaft, in der wir aufwachsen und in dessen Glauben wir erzogen werden, sagt uns, es ist ein Haus mit Garten, Ehemann und Kindern. Aber… was ist, wenn ich mich in dieser Rolle nicht wohl fühle? Welche Alternativen habe ich? Natürlich fühle ich mich im Umfeld meiner Familie und meiner Freunde geborgen und ich weiß, dass hier immer ein Platz für mich sein wird. Aber dennoch fühle ich mich nirgendwo „zuhause“, mein zu Hause ist an keinen Ort gebunden. Mein zu Hause ist in meinem Herzen und meiner  Seele. Wenn ich mich in meinem Inneren wohl fühle, im Einklang mit mir selbst bin und nicht auf die Zwänge der Gesellschaft eingehe, dann bin ich glücklich.

Ja, ich bin 29 und ich sollte schon längst verheiratet sein, Kinder haben und ein Haus besitzen, aber ich habe mich entschieden, nicht den Zwang der Gesellschaft zu leben. Das macht mich persönlich nicht glücklich. Vielleicht kommt irgendwann einmal der Zeitpunkt dafür, dann werde ich es spüren und auch in meinem Herzen bereit dafür sein. Doch noch ist es nicht soweit. Die letzten Jahre habe ich es schon gespürt, denn ich hatte stets Fernweh, doch habe ich nie darüber nachgedacht, was dieses Fernweh für mich bedeuten könnte.

Weichen für einen neuen Weg stellen

2013 war ein Jahr des Umbruchs, 2014 wird ein Jahr der Neuorientierung. Nun weiß ich, dass ich nicht den Vorgaben der Gesellschaft folgen möchte. Was das bedeutet, weiß ich selbst noch nicht, aber ich bin bereit, MEINEN Weg zu gehen. Es ist schwer aus dem Rad der Gesellschaft auszubrechen, man stößt auf viel Widerstand und Unverständnis, das hat mir im letzten Jahr sehr zu schaffen gemacht. Doch diese Reise zeigt mir schon jetzt, dass es für mich richtig so ist! Ich will nicht nach Vorgaben leben, ich will ICH SEIN und das bedeutet, ich werde mit Traditionen brechen, auch wenn es mich selbst und andere verletzen wird.

Lebe DEIN Leben, nur so kannst du jene Erfahrungen machen die für dich und deine Entwicklung wichtig sind. Gehe DEINEN Weg. Genieße es und sei glücklich!

Mein Weg