Spanien
Der Zufall, der Tipp eines Freundes und eine plötzlich aufkommende Schlechtwetterfront haben mich auf dem Weg nach Andalusien hier einkehren lassen. Nicht wissend, was mich hier erwartet, verbringe ich nun eine unvergesslich schöne Zeit hier in Guadalest. Angeblich ist es das schönste Dorf in der Region Valencia, auf einem Hügel hoch oben über dem türkisblauen Stausee thront eine alte Burg aus der Zeit der Mauren und inmitten der Natur finden Kletterer ein Paradies an eingebohrten Routen. Der Campingplatz Refugio de Guadalest, auf dem ich mit meinem Van Grooty übernachte, trägt seinen Namen zu recht – ein Rückzugort inmitten der Natur, umgeben von Bergen, Wäldern und absoluter Stille.
Es fühlt sich noch ein wenig unwirklich an, wie wenn ich mich in einem Märchen befinden würde. Inmitten von Wäldern, Hügeln und Seen liegt dieser kleine Campingplatz eingebettet, auf den ich durch Zufall gestoßen bin. Eine Schlechtwetterfront in Andalusien, mein eigentliches Ziel, hat mich gezwungen, eine andere Route zu wählen und so bin ich in der Region Alicante in dem kleinen Dorf Guadalest gelandet.
Inhalt
El refugio de Guadalest – Campen inmitten der Natur
Der kleine Campingplatz “El refugio de Guadalest” hat mich vom ersten Augenblick an in seinen magischen Bann gezogen. Etwas unterhalb des Dorfes, umgeben von Natur pur, betreibt Miguel seit mittlerweile 14 Jahren mit Leidenschaft sein Refugio. Schon bei der Ankunft spürt man die Gemütlichkeit und Ruhe, die den Gast wohlig umgarnt.
Es ist ein einfacher Campingplatz, Luxus darf man hier nicht erwarten. Aber genau diese Schlichtheit, die Reduktion auf das Wesentliche, ist genau das, was ich für mich suche und ich so liebe. Die Stellplätze sind auf drei Terrassenebenen angeordnet und somit hat jeder einen traumhaften Ausblick auf die abfallende Landschaft, der Blick reicht sogar bis ans Meer hinunter.
Jeden Tag plaudere ich gemütlich mit Miguel und Claudia – sie arbeitet auf Saison hier – über dieses und jenes, die Gesprächsthemen gehen uns nie aus. Meist drehen sie sich allerdings um die Natur und das Klettern. Miguel ist begeisterter Kletterer und hat auch viele der Routen in die umliegenden Felswände gebohrt. Ich muss zugeben, die Stimmung hier entfacht wieder meine etwas eingeschlafene Freude zum Klettern. Gesundheitsbedingt wegen eines heftigen Burnouts musste ich vor mehr als fünf Jahren das Klettern aufgeben, eine Covid-Infektion hat das Erschöpfungssyndrom dann leider noch verstärkt. Aber langsam traue ich mir wieder zu, klein anzufangen. Einfach mal wieder den Felsen zu spüren und in das Feeling einzutauchen. Dazu braucht es aber auch Menschen, denen ich vertrauen kann und ich denke, die habe ich hier gefunden.
Abendessen gibt es im Camp auf Vorbestellung, denn es wird persönlich gekocht. Restaurantbetrieb gibt es hier keinen, wohl aber Getränke, die sich auf der sonnigen Terrasse genießen lassen. Miguel ist nicht nur leidenschaftlicher Kletterer, sondern auch passionierter Koch. An jenem Abend, an dem ich bei ihm Essen bestelle, bin ich die einzige. Miguel nimmt sich die Zeit und kocht für uns beide zu Abend – ein wahrer Gaumenschmaus, was er uns da auf die Teller zaubert!
Wanderung um den Stausee
Dieser Tage ziehe ich anstatt der Kletterschuhe allerdings die Wanderschuhe an und genieße die wärmende Herbstsonne auf der Haut. Aus den vielen Wanderrouten, die sich rund um Guadalest durch die Landschaft winden, wird mir von Claudia jene am Stausee entlang empfohlen. Und sie sollte recht behalten, es muss wohl einer der schönsten Pfade hier sein.
Der Wanderweg führt von der Staumauer am Ufer entlang bis zum entgegensetzten Ende mit einem steten Ausblick auf das herrlich türkisblaue Wasser. Wer möchte, kann nach etwa 40 Minuten wieder umkehren und den selben Weg zurück zum Campingplatz nehmen, die große Runde um den See herum schließen oder über die Dörfer Benimatell und Guadalest zurück wandern. Ich habe mich für den Rückweg über die Dörfer entschieden, weil ich die Gelegenheit nutzen wollte, eine Kleinigkeit einzukaufen. Aber ich hab leider nicht auf die Uhr gesehen und in Spanien sperren typischerweise Geschäfte zwischen 14 und 17 Uhr zu, Siesta-Time. Rate mal, wann ich dort war – um 14:30 Uhr 😅
El castell de Guadalest – die Burg
Angeblich ist Guadalest das schönste Dorf der gesamten Comunidad Valencia (dem Bundesland sozusagen). Auch mein Eindruck ist, dass es bezaubernd ist und so schön hergerichtet, dass es einen eleganten historischen Charme versprüht.
Aber das hat wohl auch seinen Preis. Schon bei der Anfahrt habe ich mich gewundert, warum ein so kleines Dorf – wir sprechen von circa 260 Einwohnern – gleich drei (!) riesige Parkplätze hat. Jep, nach meinem Besuch am einem Samstag weiß ich es jetzt. Am Wochenende sind die Parkmöglichkeiten nämlich bis auf dem letzten Millimeter ausgenutzt und die Besucher aus dem In- und Ausland stürmen das Dorf.
Dennoch: ich empfehle einen Besuch definitiv, denn es ist wirklich sehenswert! Man muss lediglich die viele Menschen am Wochenende gedanklich ein wenig ausblenden. Aber keine Sorge, es ist weit nicht so schlimm wie Venedig im Hochsommer. Diejenigen, die schon mal dort waren, wissen wovon ich schreibe 😉
Mein Spaziergang führt mich vom Campingplatz hinauf ins Dorf und in das Burgviertel. Die Häuser in den kleinen Gassen sind liebevoll hergerichtet und die vielen Cafes laden zu einer Rast in der wärmenden Sonne ein. Die zahlreichen Souvenirläden bieten hauptsächlich in der Region Produziertes an, wie zum Beispiel Honig und Produkte aus Mispeln und Oliven. Mein Mispel-Likör ist schon am zweiten Tag fast leer, so gut ist er!
Vorbei an den Geschäften eröffnet sich dem Besucher bald der Blick auf die Burg. Über einen leicht ansteigenden, sich der Felswand entlang schmiegenden Weg gelangen wir (die anderen tausend Besucher und ich – ihr merkt wohl schon, wie gerne ich Menschenmassen mag 😅) zum Eingang des eigentlichen Burgareals. Ein Blick ins Tal lohnt sich, denn auch hier wieder ein traumhafter Ausblick über die grüne Landschaft.
Wer auf die Burg hinauf will, kommt nicht umher, sich auch das Haus der Adelsfamilie Ortuña anzusehen, durch deren Räumlichkeiten der Zugang zu den alten Burgmauern führt. Das Museum ist schlicht, aber man bekommt für 4€ Eintritt einen interessanten Einblick in das Leben der Adelsfamilie.
Hinter dem Adelshaus geht es über viele Stufen rauf zur Burg. Ich muss gestehen, ich hatte mir von der „Burg“ etwas mehr erwartet, nach alldem wie es im Internet angepriesen wird. Auf der ehemaligen Burganlage stehen heute nur noch die Überreste der Mauern und Türme, auch ein Friedhof ist dort angelegt. Doch auch hier wieder: DIESE AUSSICHT! Sie ist einfach unglaublich! Alleine dafür lohnt es sich schon, den Aufstieg in Kauf zu nehmen.
Wer im Anschluss noch Lust hat, kann sich eines (oder mehrere) der vielen kleinen Museen im Dorf ansehen, wie zum Bespiel das Puppenhaus-Museum, das Mikrominiatur-Museum, das Salz- und Pfefferstreuer-Museum oder das Mittelalter-Museum.
Mehr Infos zu den Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten (inkl. Öffnungszeiten) in Guadalest findest du auf der offiziellen Homepage von Guadalest.
Mein Fazit
Auch wenn es von Touristen gestürmt wird, ist das „schönste Dorf in der Region Valencia“ definitiv einen Besuch wert! Schon alleine der traumhaften Aussicht wegen.
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Das schönste Dorf der Region Valencia bietet Besuchern eine historische Burg ebenso wie schöne Wanderwege um den Stausee und unzählige Klettergebiete.