Spanien
Ein traumhaft schönes Ausflugsziel befindet sich gleich in der Nähe von Valencia, nur 10 km außerhalb der Stadt: der Naturpark La Albufera. Hier findet man abseits der Großstadthektik Ruhe und Entspannung und Natur pur in ihrer ursprünglichsten Form. Wir erkunden die traumhafte Landschaft und vielfältige Tierwelt bei einer geführten Bootstour und lassen den Abend bei einem gemütlichen Essen ausklingen. Angeblich liegt genau hier, im kleinen Örtchen Palmar, der Ursprung des typisch spanischen Gerichts „Paella“.
Inhalt
Mit dem Boot durch den Naturpark
Rund um die Lagune gibt es mehrere Möglichkeiten, eine geführte Bootstour zu buchen. Die meisten Anbieter sind alteingesessene Familienbetriebe, welche stets interessante Geschichten über frühere Zeiten zu erzählen haben.
Wir fahren mit dem Auto 30 Minuten von Valencia nach Palmar und halten bei Paseos en barca – Rosa & Tonet, einem der Betriebe mit jahrzehntelanger Familientradition als Fischer und Bootsfahrer. In der Hochsaison lohnt es sich, vorab anzurufen, gerade am Wochenende kann es passieren, dass die Plätze schnell ausgebucht sind. Der Preis für eine 40-minütige Standardtour beträgt gerade mal 5 Euro pro Person.
Wir werden vom Chef Tonet herzlichst begrüßt, ganz nach spanischer Mentalität in aller Gemütlichkeit. Ich fühle mich sofort wohl hier und atme einmal ganz tief die frische Luft ein.
Unser Boot wird gerade vorbereitet und wir dürfen einstweilen das kleine Museum besichtigen. Die Familie hat eine der alten Fischerhütten nach traditionellem Stil eingerichtet, sodass man einen wunderbaren Eindruck davon bekommt, wie die Fischerfamilien in früheren Zeiten hier gelebt haben. Die Häuser wurden damals wie auch heute noch mit regionalen Materialien gebaut, die Wände sind aus Lehm und die Dächer mit Stroh gedeckt.
Unser Boot ist startklar. Voller Vorfreude und ehrfürchtig besteigen wir das traditionelle Boot und lauschen den ersten Erklärungen unseres Bootführers Rubén. Die Lagune ist am tiefsten Punkt nur 1,50 Meter tief und Rubén stakt das Boot mit einer langen Stange und geübtem Schwung einige Meter von der Anlegestelle weg bevor er den Motor startet.
Die Aussicht ist fantastisch! Die Flora und Fauna hier im Naturpark sind so vielfältig und ursprünglich. Seit der 1980ern gilt die Albufera als geschütztes Naturgebiet und die Lebewesen können sich in ihrem natürlichen Umfeld ohne Bedrohung entwickeln.
Auf meiner Haut prickelt es sanft, als die leichte warme Brise, welche von der nahen Küste herüber weht, über meine Haut streicht. Es ist ein Ort zum Wohlfühlen, Innehalten und Genießen. Ein tiefer genüsslicher Atemzug lässt mich die verschiedenen sommerlichen Düfte der Lagune wahrnehmen. Der Geruch nach dem Wasser, dem trockenem Schilf und auch der salzige Duft des Meeres hängt in der Luft.
Neben dem Boot springt immer wieder einer der vielen Fische platschend aus dem Wasser auf der Suche nach Nahrung und über uns zieht eine Vielzahl an Vögeln ihre Kreise am strahlend blauen Nachmittagshimmel. Hin und wieder können wir sie bei ihrer Jagd nach kleineren Fischen beobachten, wenn sie im gekonnten Sturzflugmanöver aufs Wasser hinab sausen. Seitdem das Gebiet als Naturpark ausgewiesen ist, haben sich hier mehr als 400 verschiedene Vogelarten angesiedelt.
Wissenswertes über die Lagune
Rubén gibt uns auch einen kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Albufera, welche heute ausschließlich Süßwasser führt. In früheren Zeiten war die Lagune Teil des angrenzenden Meeres, doch über die Jahrhunderte hinweg schotteten die beiden Flüsse vom Norden und Süden her kommend die Lagune vom Meer ab und wurde durch konstante Bewässerung aus Flüssen bis in das 17. Jahrhundert ausgesüßt.
Schon seit jeher zieht der reiche Fischbestand die Menschen an, um mit dem Fischfang ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich auch der Reisanbau hier entwickelt und zählt heute zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Gebiete der Region. Früher stakten die Bauern ihre Boote bis zu zwei Tage über die Lagune, um den wertvollen Schlamm aus der Mitte zu bergen und damit ihre Felder im Süden der Lagune zu düngen.
Leider gibt es auch immer Schattenseiten zu erzählen. Bevor die Albufera zum Schutzgebiet erklärt wurde, gelangten Unmengen von Müll und giftigen Stoffen aus den immer stärker industrialisierten Städten im Norden in die Lagune und veränderte dadurch stark das Mikroklima. Die Algenproduktion wuchs rasant an und trübt seitdem das Wasser grün.
Rubén erzählt von den Geschichten seines Urgroßvaters, der mit seinem Holzboot über glasklares Wasser fuhr und bis an den Grund der Lagune blicken konnte. Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis sich die Lagune von der Verschmutzung komplett erholt haben wird.
TIPP:
Die meisten Betriebe bieten auch Touren speziell zum Sonnenuntergang an. Ich stell es mir auch als ein unglaublich schönes und unvergessliches Erlebnis vor.
Aus der regionalen Küche: Paella valenciana
Alte Überlieferungen erzählen, dass die spanische Paella, das typische und bekannte Reisgericht Spaniens, hier im kleinen Fischerdorf Palmar ihre Wurzeln hat, welche bis ins 15. Jahrhundert zurück gehen. Die hier ansässigen Reisbauern und Fischer lebten damals vor allem von regionalen Produkten, was in der Albufera hauptsächlich Reis war. Man mischte den Reis mit etwas Gemüse und Fleisch aus der Region, hier leben vor allem Hühner und Hasen, und gab noch Schnecken hinzu, welche man im Wald auflas. Das Kochen von Paella in den großen Pfannen über offenem Feuer war damals hauptsächlich Männerarbeit.
Wir lassen uns die Chance auf eine original valencianische Paella nicht entgehen und folgen den Empfehlungen unseres Bootführers Rubén. Am Hauptplatz von Palmar reihen sich die Restaurants nebeneinander auf und jeder wirbt mit Paella. Natürlich, was sonst?! Es duftet auch schon herrlich Appetit anregend vor den nett eingerichteten Gastgärten. Wir steuern ein Restaurant mit langjähriger gastronomischer Tradition an: das La Albufera.
Was wir trinken wollen fragt der Kellner – Sangria selbstverständlich! Auch unsere österreichischen Besucher sind bereits auf den herrlich erfrischenden Geschmack von Sangria gekommen und nutzen die Chance auf ein Glas.
Die Paella wird serviert. Der Kellner balanciert elegant eine riesige Pfanne von der Küche bis zu unserem Tisch. Mhhhh, das duftet und uns läuft das Wasser im Mund zusammen. Die Männer probieren mutig die traditionelle Variante mit Huhn, Hase und Schnecken, wir Mädels bleiben lieber auf der sicheren Seite und lassen uns die Hühnchen-Paella schmecken.
TIPP:
Bei Schönwetter bietet sich abschließend noch ein Besuch am Strand an. Auf der anderen Straßenseite liegt nämlich gleich die Küste mit wunderschönen Stränden und das frische Meer lädt ein zu einem Sprung ins kühle Nass.