🚐 Vanlife
Leben und Arbeiten im Van ist kein Zuckerschlecken – soweit das Fazit aus meinem kürzlich abgeschlossenen Testlauf. Warum Testlauf? Weil ich im Frühjahr 2024 meinen ersten großen Roadtrip starten möchte und ich keine Ahnung habe, wie es ist, in meinem Van zu Leben, zu Reisen und zu Arbeiten. Um mich darauf vorzubereiten und auszuloten, wo es bei meinem Van Grooty noch Nachjustierungen und auch bei mir noch Anpassungen im Mindset braucht, war ich kürzlich 14 Tage in Südspanien unterwegs. Die Liste meiner Learnings aus dem Mini-Roadtrip ist lang. In diesem Blogbeitrag zeige ich die wichtigsten davon auf, damit aus dem Traum vom Vanlife kein Alptraum wird.

Gemischte Gefühle bei der Vanlife-Testfahrt

Die Tage vor dem Start des 14-tägigen Mini-Roadtrips war ich unerwarteterweise eigentlich recht entspannt, denn auf Urlaub waren wir – mein Van Grooty und ich – ja schon öfters gemeinsam. Ich bin mit dem selbstgestalten Ausbau immer zufrieden gewesen, gut damit zurecht gekommen und habe die [Urlaubs-] Zeit unterwegs sehr genossen.

Doch diesmal war es anders. Aus dem Urlaub wurde eine Reise, auf der ich mich a) erholen b) interessante Orte sehen und c) meiner Arbeit nachgehen wollte. Hohe Anforderungen, welche ich definitiv unterschätzt habe. Wie sehr ich es unterschätzt hatte, habe ich von unterwegs aus einmal sehr emotionsgeladen unter dem Titel „Reisen und Arbeiten von unterwegs – Illusion oder tatsächlich möglich“ niedergeschrieben 😉

Gefühlt habe ich mich in den zwei Wochen gestresst, unausgerastet, müde, überfordert. Aber dann gab es auch diese wunderbaren Momente, an denen ich die Freizeit in vollen Zügen genossen habe, wie zum Beispiel im erholsamen Refugio von Miguel in Guadalest oder beim aufregenden Besuch der Minen von Mazarrón, einem scheinbar unendlich großen Lost Place. Doch der bittere Beigeschmack von Stress haftet bis zum Schluss an mir.

Von unterwegs aus zu Arbeiten hat mich definitiv gefordert und in der Zeiteinteilung an meine Grenzen gebracht. Die Ausblicke waren meist jedoch traumhaft 🤩

Meine Erfahrungen auf diesem Vanlife Mini-Roadtrip

Vor Abfahrt dachte ich, dass mich die größten Herausforderungen aufgrund des Van-Ausbaus erwarten würden, da er ursprünglich nicht zum Arbeiten oder langfristigen Reisen konzipiert war. Doch tatsächlich lag die Challenge in der richtigen Reiseplanung und der persönlichen Zeiteinteilung.

Learnings zum Thema „Reiseplanung“

  • 🕰️ Aufenthaltsdauer: mindestens vier Nächte am selben Stellplatz verbringen
    Meine Arbeit erfordert etwa vier Stunden Zeitaufwand pro Tag, danach möchte ich gerne etwas Kochen, was im Camper inklusive Aufräumen auch mehr Zeit als Zuhause benötigt und den restlichen Tag mit Sightseeing, Wandern oder Entspannen verbringen. Wenn man sich nun nach getaner Arbeit noch mit der weiteren Reiseetappenplanung beschäftigen oder sogar noch zum nächsten Ziel fahren muss, bleibt keine Zeit zur Erholung. In diese Falle bin ich getappt, weil ich mich schon nach nur zwei Nächten zum nächsten Ort bewegt habe, was wohl mein größter Stressfaktor auf diesem Trip war. Schlussendlich habe ich zwei Reiseziele gänzlich von meiner Route gestrichen, um die Distanzen zu reduzieren.
  • 🗺️ Etappenplanung: eine Fahrtzeit, bei der ich nicht ermüde und mich dabei wohl fühle, liegt bei etwa zwei bis drei, maximal vier Stunden. Dementsprechend habe ich die nächsten Ziele zu planen.
  • 🚐 Freistehen vs. Campingplatz: Freistehen ist vor allem in Spanien eine große Verlockung und macht richtig Freude. So ganz nebenbei kann man hierbei natürlich Kosten sparen. Der Ausbau in meinem Van erlaubt mir circa vier bis fünf Tage freizustehen, dann sind die Grauwasser- und Urinbehälter der Boxio-Boxen voll und müssen entleert werden. Bei der Gelegenheit fahre ich dann wieder einen Campingplatz an und genieße den Luxus einer Dusche, Geschirrspülbecken und Toiletten mit fließend Wasser.
  • ⌛ Zeiteinteilung: meine persönliche große Herausforderung. Zweimal pro Woche ist meine Arbeitszeit durch Meetings vorgegeben, den Rest kann ich mir frei einteilen. Meist erledige die Aufgaben gerne gleich am Morgen, um den restlichen Tag mit Freizeitaktivitäten zu verbringen. Die Challenge dabei: Tatsächlich auch mittags Aufzuhören und die Arbeit am nächsten Tag fortzusetzen bzw. auch mal zum Meetingpartner oder Kunden „Nein“ zu sagen. Auch bin ich stets erreichbar gewesen, was der nächste Fehler war, da man den Kopf nie gänzlich abschaltet und „schnell mal was zwischendurch“ am Handy erledigt. Hier zählt: Grenzen setzen!
Es ist wichtig, lange genug an einem Stellplatz zu bleiben, um neben dem Arbeiten auch noch genügend Freizeit für Sightseeing und Entspannung zu haben. In meinem Fall fühlen sich vier Nächte gemütlich an.
Meine ursprünglich angedachte Reiseroute für den 14-tägigen Mini-Roadtrip musste ich anpassen und zwei Stopps streichen. Ich habe mir einfach zuviel vorgenommen und wollte zu schnell voran kommen.
Freistehen vs. Campingplatz: Die Aussicht ist beim Freistehen meist unbezahlbar schön. Bei kleineren Vans kann das allerdings bedeuten, dass es bei längerem Aufenthalt ganz schön eng im Innenraum werden kann.
Campingplatz vs. Freistehen: Alle paar Tage einen Campingplatz anzusteuern ist für mich ein angenehmes Muss zum Entleeren der kleinen Abwassertanks, zum Duschen und sich vor dem Auto mal wieder richtig ausbreiten zu können. Wie man am Foto sieht, haben auch Campingplätze traumhafte Aussichten.

Learnings zum Thema „Vanausbau“

  • 👩🏻‍💻 Konzeptionierung: Ein Urlaubs-Van ist nur bedingt zum Arbeiten geeignet. Ich habe mir zwar zusätzlich einen kleinen ausziehbaren Tisch kurz vor Abfahrt gebastelt, aber der Platz ist dadurch jetzt sehr beengt. Je nach Tagesablauf und persönlichen Bedürfnissen bedeutet das ein ständiges Möbelrücken. Zudem habe ich keine vernünftige Sitzgelegenheit mit Rückenlehne, was bei längeren Arbeitssessions zu Rückenschmerzen führt und die Steckdosen sind nicht neben dem [Arbeits-]Tisch, wodurch ich mir nun längere Ladekabel besorgen darf.
  • 🔌 Energiebedarf: Einen Laptop täglich vier bis fünf Stunden zu laden, bedarf einiges mehr an Strom als die klassischen „Urlaubsverbraucher“ wie Tablet oder Handy. Mein Setting mit einer 110Ah Blei-Gel-Batterie und 110W-Solarpaneel am Dach reicht dafür nicht aus, denn der Kühlschrank und die Diesel-Heizung wollen ja auch in der Nacht noch laufend mit Strom versorgt werden.
  • 🔥 Wärmeversorgung: Vor allem in der Übergangszeit (Frühjahr oder Herbst) benötige ich als leicht fröstelnder Mensch nachts viel Wärme. Der kuschelige Fleece-Pyjama und die dicke Decke reichen da meist nicht mehr aus. Der Schwachpunkt bei einem Aufstelldach, wie auch mein Van eines hat, ist immer der durchlässige Zeltstoff. Um die Kälte nachts halbwegs draußen zu halten, verwende ich einen eigens für mein Dachmodell angefertigten Schlafschal von der Firma Schlafingenieur. Der ist Gold wert und dank ihm muss ich aufgrund der Kälte nicht auf die Stehhöhe im Van verzichten. Den Rest der Wärme liefert eine Planar 2D Standheizung mit dem 2022 neu erschienenen Bedienteil Comfort Control, wo ich am liebsten den neuen Thermostatmodus verwende.
Ein Urlaubsfahrzeug ist nur bedingt zum Arbeiten geeignet. Zwar habe ich mir einen zusätzlichen Tisch eingebaut, der jedoch auch einiges an Platz beansprucht. Einen bequemen Arbeitssitzplatz mit Rückenlehne gibt es leider auch nicht.
Wohnen, Schlafen, Kochen, Essen, Arbeiten, Badezimmer und WC auf nur 5m² ist ganz schön beengend und bedeutet in meinem Fall aufwendiges Möbelrücken.
Den Schlafschal der Fa. Schlafingenieur möchte ich in der Übergangszeit nicht mehr missen, denn er isoliert den Innenraum gegen die nächtliche Kälte.

Gut vorbereitet für Vanlife-Roadtrip durch Südspanien im Frühjahr 2024

Mit diesen Erfahrungen starte ich in den kommenden Monaten entspannt in die Planung des großen Roadtrips durch Südspanien.

Auch wenn die Erfahrung dieses Testlaufs nicht sehr angenehm waren und ich völlig erschöpft nach Hause gekommen bin, bin ich dennoch sehr dankbar, sie gemacht haben zu dürfen. Hätte ich auf diesen Mini-Trip verzichtet, wäre die große Reise letztendlich im Desaster geendet und vermutlich hätte ich irgendwann abgebrochen. So bin ich allerdings guten Mutes, dass es eine wunderbare und unvergesslich schöne Erfahrung werden wird. Ich freu mich riesig darauf!

Bis dahin heißt es für mich, noch so einige Anpassungen am Van vorzunehmen und bald in die Reiseplanung zu starten. Ich halte euch am Laufenden und freu mich, von euch in den Kommentaren zu lesen 😊